Samstag, 18. Juli 2015

Über Indoktrination in einer demokratischen Gesellschaft

Für die wirklich Interessierten:
noch was von Noam Chomsky:

Über Indoktrination in einer demokratischen Gesellschaft


Obwohl ich keine direkte Untersuchung dieser Frage kenne, dürfte die Behauptung leichtfallen, dass mit steigender Bildung der Grad des Verständnisses für die gesellschaftlichen Realitäten abnimmt. (...) In einem seltenen Anfall von Ehrlichkeit beschrieb (eine) Studie der Trilateralen Kommission zur «Krise der Demokratie» die Schulen und Universitäten als zu jenen Institutionen gehörig, die für «die Indoktrination der Jugend» verantwortlich seien. Diejenigen, welche der Indoktrination in hohem Maße unterworfen sind, fast ihr gesamtes Leben ausgesetzt den Medien, Zeitschriften, Unterhaltungs- und oft auch wissenschaftlichen Lektüren, sind auch in den Illusionen, welche diese Indoktrination erzeugt, befangen. Darüber hinaus sind die gebildeten Schichten nicht nur das hauptsächliche Objekt des Indoktrinationssystems, sondern auch sein praktizierendes Subjekt; ihr Eigeninteresse zwingt sie zur Übernahme der und zum Glauben an jene Lehrsätze, in deren Verkündigung sie ihrer Rolle als Erzieher, Journalisten und «verantwortungsbewusste Intellektuelle» gerecht werden, und in der sie Zugang haben zu Privilegien, Einflussmöglichkeiten und gesellschaftlichem Ansehen. Mehr noch: im Gegensatz zu den Nutznießern des Ausbeutungssystems entwickeln die Opfer vermittels ihrer eigenen Lebensweise ein intuitives Verständnis für die Wirklichkeit. Die Banalität, Oberflächlichkeit und reine Leerläufigkeit des kultivierten Diskurses kann von daher kaum überraschen.

Aus: Noam Chomsky, Die 5. Freiheit, Hamburg/ Berlin 1988, S. 150. Zitiert nach

http://www.perseus.ch/PDF-Europaer/JG_05/Europaer_07_2001.pdf 

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