Dienstag, 25. August 2015

Querfrontstudie ohne Querverbindung - Wo die Otto-Brenner-Stiftung „Netzwerke“ sieht und wie sie sie definiert und findet

Kommentar/Rezension, 21.08.2015
 
Querfrontstudie ohne Querverbindung

Wo die Otto-Brenner-Stiftung „Netzwerke“ sieht und wie sie sie definiert und findet

Die aktuelle OBS-Studie „Querfront – Karriere eines politisch publizistischen Netzwerkes“  geht von einem Netzwerk zwischen Akteuren wie Jürgen Elsässer, Ken Jebsen, Ivo Sasek und Michael Vogt, bestimmten Verlagen und Webportalen aus – um nur einige illustre Erwähnte zu nennen –, wo eines zu ermitteln und zu belegen gewesen wäre. Die methodischen Fehler der „Kurzstudie“, die ich allenfalls als Teilstudie (s.u.) bezeichnen würde, stellen deren vorweggenommenes Ergebnis in Frage. Der Begriff „Querfront“ bleibt genauso vage, wie der „Netzwerk“-Begriff. Da es sich vielfach um eine Aneinanderreihung von Nichtaussagen à la „über ihn wird gesagt, dass“ handelt, wird im Folgenden an besonders einschlägigen Beispielen aufgezeigt, warum die Gesamtaussage des Werkes hinterfragt werden muss.

Was hat Erwin Pelzig mit alternativ.tv zu tun? Nichts. Davon ist auszugehen, obwohl der fränkische Kabarettist auf deren Website verlinkt wurde, wie man hier sieht:  http://www.alternativ.tv/pelzig-live/ Vergleichbares passiert mir auch oft genug und


 1    Zum Nachlesen: https://www.otto-brenner-shop.de/uploads/tx_mplightshop/2015_08_12_AP18_Querfront.pdf. Da es sich sowieso in großen Teilen um eine Zitatsammlung von indirekten Aussagen anderer über die zu untersuchenden Akteure handelt, möchte ich das schon Zitierte, nicht noch einmal zitieren. 2    Korrekterweise macht man auf die Begrenztheit der Datenbasis aufmerksam, passt aber die Schlüsse, die gezogen werden, nicht unbedingt dieser Grundlage an. „Autor und Stiftung sind sich der begrenzten Reichweite der Studie und ihrer Erkenntnisse be wusst. Wir verstehen diese Recherche als eine erste Annäherung an ein
aktuelles Phänomen, das noch einer tiefer gehenden Analyse bedarf.“



ch musste es aufgeben, mich dagegen zu wehren, weil man sonst nichts anderes mehr arbeiten könnte. Um bei Google/Youtube ein Video, das von einem anderen in seinem Kanal hochgeladen wird, löschen zu lassen, ist ein aufwändiges Abuse- Verfahren erforderlich – inklusive einer eidesstattlichen Erklärung, dass auch tatsächlich ich der Urheber des besagten Videoinhaltes bin. Abgesehen davon, muss ich eine Urheberrechtsverletzung erst einmal bemerken.

Auf Websites sollten andere Regeln gelten, aber das ist schon lange nicht mehr so. Zwar haben wir für die Verlinkungen auf unserer IMV-Website Genehmigungen der anderen Seitenbetreiber eingeholt. Und das gehört nach wie vor zum guten Ton. Aber wer macht das heute noch in Zeiten immer schneller werdender Kommunikation? Da wird schnell verlinkt, mal aus Unbedacht, mal aber auch ganz gezielt, um selber wichtiger zu wirken, oder auch um andere in einen bestimmten Kontext zu stellen – man spricht in diesen Fällen von „Kontamination“. Der gerade von Rechten benutzten Verwechslungs- und Unterwanderungsstrategie einseitiger Verlinkung sollte man mit kritischer Aufmerksamkeit begegnen. Das einzige, was in diesem online-Dschungel hilft, wo die Inhalte in gewisser Weise für vogelfrei erklärt wurden, ist tatsächlich Medienkompetenz. Wer über diese nicht verfügt, sollte vorsichtig damit sein, vom Auffinden eines Beitrags oder Links auf einer bestimmten Plattform sofort auf eine Kooperation zwischen den beiden Akteuren zu schließen. Die sich durchsetzenden Creative Commons Licences verbieten solche Kurzschlüsse erst recht.
Mehr Unterstellung statt Recherche und Mediekompetenz

In der OBS-Studie kreiert man nun einen interessanten „Netzwerk“-Begriff, der es ermöglicht, die genannten Akteure irgendwie mehr in Verbindung zu bringen, als es ihnen nachgewiesen werden kann, und ihnen ganz weitergehende und zielgerichtete Strategien zu unterstellen, die ja normalerweise Sinn und Zweck von Netzwerken (und einer sog. Querfront) sind. Auf Seite 8 heißt es pauschalierend: „Der Begriff des politisch-medialen Netzwerks unterstellt hier freiwillige, lockere, aber stabile Kontakte, eine wiederkehrende punktuelle Zusammenarbeit von privaten Akteuren, die selbstständig und voneinander unabhängig sind.“

Bei Interesse ließe sich freilich klären, ob und welche Verbindungen zwischen einzelnen Akteuren im Netz bestehen und ob sie gemeinsame Ziele verfolgen – indem man zunächst einmal recherchiert, wo ein Inhalt zuerst veröffentlicht wurde und ob ein Link „erwidert“ wird, sprich: die verlinkte Website ebenfalls die andere verlinkt. Das könnte ein erster Hinweis sein, dem man nachgehen müsste. Und dann gilt es, die gute alte Recherchemethode der Interviewanfrage anzuwenden und bei den Betroffenen nachzufragen, Stellungnahmen zu den Verdächtigungen einzufordern und diese gegebenenfalls zu zitieren – oder auch seine Meinung zu korrigieren, wenn man etwa erfährt, dass bestimmte Kontakte nie existierten oder längst abgebrochen wurden. Das würde vor peinlichen Fehlschlüssen schützen, wie sie die aktuelle „Studie“ aufweist.

Weiter zur Rezension hier: http://www.medienverantwortung.de/wp-content/uploads/2009/11/20150821_IMV-Schiffer_Querfront-Studie-ohne-Querfront.pdf

4 Kommentare:

  1. Die Querfront, sitzt aber ganz wo anders. Die Querfront sitzt in den Massenmedien und in der ReGIERung.
    Hey, das Kommentarfeld funktioniert jetzt (wieder)! Klasse!

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  2. Das war eine Geburt, das kann ich dir sagen ...

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    1. @Grilleau
      Kann ich mir vorstellen. Ich hab da nun keine Ahnung von, da muss man schon ein Tüfler sein um da dieses Feld reinzubasteln (wie auch immer) und das "Standard" Feld, was zuerst hier war, rauszunehmen.....aber wiegesagt: Ich hab gar keine Ahnung. Bin aber froh, dass das jetzt wieder geht.

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    2. Ein großes Problem ist das eigentlich nicht - wenn man weiß, wo das Häkchen gesetzt werden muss.

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