Freitag, 3. November 2017

Stiehl einen Laib Brot, und Du gehst in den Knast – plündre ein gesamtes Land und gehst in den Ritterstand.

Von Graham Vanbergen / The European Financial Review Übersetzt von wunderhaft 20. Juni 2016 Transnationale Konzerne wirken, ...


Auszug:


Da ist sie wieder, die Macht des "Verbrauchers". Gäbe es den "Verbraucher" nicht, wären diese Auswüchse gar nicht erst möglich. Das ist natürlich ironisch gemeint.

Allein in den Vereinigten Staaten haben über 10 Millionen Familien ihre Häuser verloren, und laut Bloomberg wurden 14 Billionen Dollar oder 33% des Wertes der weltweiten Unternehmen sowie 14% des Bruttoinlandsprodukts der Vereinigten Staaten durch die Krise vernichtet. Hierin sind die Effekte auf die Volkswirtschaften von Entwicklungs- und Dritte-Welt-Ländern nicht enthalten, denen 3,3 Billionen Dollar an versprochener Hilfe als versprochen und nie bezahlt verbleiben.

Im Zeitalter von "zu groß zum Scheitern und fürs Gefängnis" wurde buchstäblich niemand für solch verheerende Verbrechen zur Verantwortung gezogen oder eingesperrt. Heute ist die Bankindustrie so gut wie völlig außer Kontrolle. Der tägliche Derivatehandel ist nun um ein Drittel größer als am Höhepunkt der Krise von 2008. Betrug, Bilanzfälschung, Insiderhandel und Geldwäsche erreichen täglich neue Gipfel. Fünf von den Top Twenty der multinationalen Konzerne sind Banken.

Weil man aus früheren Erfolgen gelernt hat, treffen sich Unternehmenslobbyisten, die mittlerweile "Expertengremien" genannt werden, täglich mit Beamten der EU-Kommission, um Handelsverträge auszuarbeiten, an denen Verbraucher- oder Umweltverbände kaum beteiligt sind. Die Zivilgesellschaft ist ebenso ausgeschlossen wie deren vermeintliche Vertreter in Form von Parlamentariern, was die Illusion von Demokratie schnell dahinwelken läßt.

Konzerne verbuchen ihre Gewinne nun in Ländern mit niedrigen oder gar keinen Steuern, während sie ihre Verluste in Ländern mit hoher Besteuerung verbuchen, wodurch geschätzte 32 Billionen Dollar davor geschützt sind, irgendeinen Beitrag an die Gesellschaften zu leisten, denen sie ihren Reichtum entzogen, wobei sie keinerlei oder nur wenig Überprüfung durch deren Regierungen unterliegen.

Was wir derzeit erleben ist die Anarchie sehr reicher und mächtiger Konzerne. Die Schandliste ist unendlich – Auto-, Banken-, Pharmazie-, Lebensmittel- und Energieindustrie, um nur wenige zu nennen. Gewaltige Finanzverbrechen, monumentale Steuerhinterziehung, ökologischer Schaden im industriellen Maßstab und unaufhörlich illegale Kriege zur Absicherung der endlosen Ressourcenversorgung sind schmähliche Verbrechen, die auf unternehmerischer Gier beruhen. In ihrem Sog erleben wir Ungleichheit im Stil der 1920er Jahre und einen Anstieg der Armut, die an die Zeit von Charles Dickens erinnert. All das ist neuerdings irgendwie normal.


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