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Mittwoch, 5. Juni 2019

Befriedungsverbrechen, über die Dienstbarkeit der Intellektuellen

Julien Benda hat die Intellektuellen des Verrats bezichtigt – das Verdikt ist noch immer im Schwange, ja, der Verdacht, daß sie willfährig den Lockungen der Macht folgten, ist eher gewachsen. In der Tat ist die Funktionalisierbarkeit der Intelligenz, ihre Bereitschaft, als »Legitimationsagent« von Herrschaft und Beschwichtigung einen faulen Frieden mit den Verhältnissen zu schließen, notorisch.

Es bestünde also der Vorwurf, den Benda vorgetragen hat, zu Recht? Es kann, wenn vom Sinn oder vom Widersinn der Intellektuellen-Existenz heute gehandelt werden soll, nicht abgesehen werden von ihrer Dienstbarkeit gegenüber den Mächtigen, ihrem Anteil an den »Befriedungsverbrechen«, die täglich im Namen einer Mehrheit oder einer Minderheit, der »Ordnung«, einer Klasse, einer Ideologie etc. begangen werden, noch von der Widerständigkeit des Denkens, vom Dissens, von der Verantwortlichkeit der »Kopfarbeiter« in der Gesellschaft.


In diesem Buch ist die Rede von der Deformierung und Selbstdeformierung der Intellektuellen durch Anbindung bzw. Selbstanbindung an institutionelle Interessenlagen, hauptsächlich die der Psychiatrie. Es kehrt, indem es solche Deformierungen an ausgewählten Beispielen untersucht, das Zweifelsgebot gegen die »Kopfarbeiter«, sofern diese, ausgestattet mit abgeleiteter oder geborgter Autorität und unter Berufung auf sie, sich an »Entmündigungs- und Domestizierungsprojekten« beteiligen. Zur ›Dialektik der Aufklärung‹ gehört, heute mehr denn je, die Selbstaufklärung der Aufklärer.

hier zum downoaden als .pdf –> 1.7 MB

https://befriedungsverbrecher.files.wordpress.com/2013/05/basaglia20et20al20-20befriedungsverbrechen.pdf

Der Techniker des praktischen Wissens »Die Intellektuellen dienen der herrschenden Klasse als ›Angestellte‹. Sie sind für die Vielzahl subalterner Aufgaben der gesellschaftlichen Hegemonie und der politischen Regierung zuständig, d. h. 1. für die ›spontane‹ Zustimmung der großen Masse der Bevölkerung zum gesellschaftlichen Leben der herrschenden Hauptgruppe, eine Zustimmung, die sich ›historisch‹ aus dem Prestige (und damit dem Vertrauen) ableitet, das der herrschenden Gruppe aufgrund ihrer Position und Funktion im Produktionsbereich zufällt; und 2. für den staatlichen Zwangsapparat, der ›gesetzlich‹ die Disziplinierung der Gruppen sicherstellt, die aktiv oder passiv ›die Zustimmung verweigern‹ – dieser Apparat ist aber für die gesamte Gesellschaft geschaffen, in Voraus sicht von Herrschafts- und Führungskrisen, in denen die ›spontane‹ Zustimmung nachläßt.« Antonio Gramsci 1930

https://www.youtube.com/watch?v=lYXlySp_w1s

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