Sonntag, 22. September 2019

Antony C. Sutton über Monopolkapitalisten und Marxisten

Das untensthehende Bild wurde 1911 vom Karikaturisten Robert Minor für den St. Louis Post-Dispatch gezeichnet. Minor war ein talentierter Künstler und Schriftsteller, der sich als bolschewistischer Revolutionär ausgab, sich 1915 in Russland wegen angeblicher Subversion verhaften ließ und später von prominenten Finanziers der Wall Street ins Bankgeschaft eingeführt. Der Cartoon von Minor zeigt einen bärtigen, strahlenden Karl Marx, der mit dem Sozialismus unter dem Arm in der Wall Street steht und die Glückwünsche der Finanzkoryphäen J.P. Morgan, Morgan-Partner George W. Perkins, eines selbstgefälligen John D. Rockefeller, John D. Ryan von der National City Bank und Teddy Roosevelt - mit seinen berühmten Zähnen prominent gekennzeichnet - im Hintergrund entgegennimmt. Die Wall Street ist dekoriert mit Rote Flaggen. Die jubelnde Menge und die Hüte in der Luft deuten darauf hin, dass Karl Marx eine ziemlich beliebte Art von Mann im New Yorker Finanzdistrikt gewesen sein muss.

Zum Vergrößern Bild anklicken

Hat Robert Minor geträumt? Im Gegenteil, wir werden sehen, dass Minor mit der Darstellung einer enthusiastischen Allianz von Wall Street und marxistischem Sozialismus auf festem Boden stand. Die Charaktere in Minor's Cartoon - Karl Marx (symbolisiert die zukünftigen Revolutionäre Lenin und Trotzki), J. P. Morgan, John D. Rockefeller - und zwar Robert Minor selbst, sind ebenfalls prominente Charaktere in diesem Buch.

Die Widersprüche, die von Minors Cartoon angedeutet wurden, wurden unter dem Teppich der Geschichte gebürstet, weil sie nicht zum akzeptierten konzeptuellen Spektrum von politischer Linke und politischer Rechten passen. Die Bolschewiki befinden sich am linken Ende des politischen Spektrums und die Finanziers der Wall Street am rechten Ende; deshalb haben wir implizit die Vernunft, dass die beiden Gruppen nichts gemeinsam haben und jedes Bündnis zwischen den beiden absurd ist. Faktoren, die dieser sauberen konzeptionellen Anordnung entgegenstehen, werden in der Regel als bizarre Beobachtungen oder unglückliche Fehler abgelehnt. Die moderne Geschichte besitzt eine solche eingebaute Dualität, und wenn sicherlich zu viele unbequeme Fakten abgelehnt und unter den Teppich gekehrt wurden, ist es eine fehlerhafte Geschichte.

Andererseits ist zu beobachten, dass sowohl die extreme rechte als auch die extreme linke Seite des konventionellen politischen Spektrums absolut kollektivistisch sind. Sowohl der Nationalsozialist (z.B. der Faschist) als auch der Internationalsozialist (z.B. der Kommunist) empfehlen totalitäre politisch-ökonomische Systeme, die auf nackter, ungehinderter politischer Macht und individuellem Zwang basieren. Beide Systeme erfordern eine monopolistische Kontrolle der Gesellschaft. Während die Monopolkontrolle der Industrien einst das Ziel von J. P. Morgan und J. D. Rockefeller war, verstanden die inneren Heiligtümer der Wall Street Ende des 19. Jahrhunderts, dass der effizienteste Weg, ein unangefochtenes Monopol zu erlangen, darin bestand, "politisch zu werden" und die Gesellschaft für die Monopolisten arbeiten zu lassen - im Namen des Gemeinwohls und des öffentlichen Interesses. Diese Strategie wurde 1906 von Friedrich C. Howe in seinen Geständnissen eines Monopolisten ausführlich beschrieben. Howe ist übrigens auch eine Figur in der Geschichte der bolschewistischen Revolution.

Eine alternative konzeptionelle Verpackung politischer Ideen und politisch-ökonomischer Systeme wäre daher die Einstufung des Grades der individuellen Freiheit gegenüber dem Grad der zentralisierten politischen Kontrolle. Unter einer solchen Ordnung befinden sich der betriebliche Wohlfahrtsstaat (Einschub von mir: vergleiche dazu die Agenda 2010 mit der Einführung der Hartz IV Reform in dem man die entrechtete Masse zuerst enteignet und dann in die Armutsindustrie gegen ihren Willen deportiert mit dem Entzug von 52 Grundsatzartikeln) und der Sozialismus am gleichen Ende des Spektrums.

Daher sehen wir, dass Versuche einer Monopolkontrolle der Gesellschaft unterschiedliche Bezeichnungen haben können, während sie gemeinsame Merkmale besitzen. Folglich ist eine Barriere für ein reifes Verständnis der jüngeren Geschichte die Vorstellung, dass alle Kapitalisten die bitteren und unerschütterlichen Feinde aller Marxisten und Sozialisten sind. Diese falsche Idee stammt von Karl Marx und war zweifellos für seine Zwecke nützlich. In der Tat ist die Idee Unsinn. Es gab ein fortwährendes, wenn auch verborgenes Bündnis zwischen internationalen politischen Kapitalisten und internationalen revolutionären Sozialisten - zu ihrem gegenseitigen Nutzen. Diese Allianz ist weitgehend unbeobachtet geblieben, weil Historiker - mit wenigen bemerkenswerten Ausnahmen - eine unbewusste marxistische Voreingenommenheit haben und somit in der Unmöglichkeit einer solchen Allianz gefangen sind.

Text aus: WALL STREET UND DIE BOLSHEVIK REVOLUTION
Von Antony C. Sutton.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen