Dienstag, 3. September 2019

Je mehr das Volk arbeitet, umso weniger Laster gibt es

Einem ungeschriebenen Gesetz gleich, scheint von links bis rechts, von neoliberalen Ideologen bis zur gewerkschaftlichen Linken, Erwerbsarbeit ausgeweitet, ergänzt, rationalisiert oder anders verteilt werden zu müssen weil: Es hält stringent an dem Herrschaftsinstrument Arbeit fest, Arbeit als Selbstzweck, Arbeit wird erfunden, damit gearbeitet wird, unter Luther und Hitler hatten wir diese Blütezeit erfahren – die Erotisierung des Arbeitsethos schlechthin. Man könnte meinen, sie hätten sich mit dem Glühbirnen-Kartell verschworen.«

Für Aristoteles war die Arbeit stets die Nicht-Arbeit, ein Werkzeug wird erfunden, um die Arbeit so knapp wie möglich ausfallen zu lassen. Heute wird Arbeit erfunden, damit gearbeitet wird – egal was. Dienlich dabei, die geplante Obsoleszenz - produzieren für die Müllhalde.

So werden sämtliche politische Meinungen orchestriert, in dem Sinne, dass der protestantische Arbeitsethos über staatlich subventionierte Löhne erzwungen wird. Nach dem Motto: Besser Arbeit, als gar keine Arbeit - und das auf Kosten der Masse, die an den Produktionsstätten den Mehrwert erarbeiten und letztendlich über ihre Steuern dies subventionieren – ein Irrsinn sondergleichen.

Allein dieser Satz: „Besser Arbeit, als gar keine Arbeit“ entlarvt sich als die pervertierte Art an dem Arbeitsethos als Herrschaftsinstrument festzuhalten - in dem man den Unternehmen die Löhne subventioniert auf Staatskosten - ich wüsste nicht, dass durch Subventionen von Löhnen nur ein einziger Arbeitsplatz in der Produktion geschaffen wird, außer im Niedriglohnsektor des Dienstleistungsgewerbes – als Schuhputzer oder Dienstbote. Der aufgeblähte hochsubventionierte Dienstleistungssektor kann immer nur auf Kosten der Produktivkräfte gehen. Denn ohne Produktion keine Dienstleistung.

Hier läuft eine gigantische Propaganda, die mir erklären will, dass Lohnsubvention Vollbeschäftigung garantiert. Billionen an Euros sind seit der Einführung der Agenda 2010 in die hochsubventionierte Sozialindustrie sowie in die Wirtschaft geflossen um Arbeit zu simulieren, um den Eliten dieses Landes ihr leistungsloses Einkommen zu verbessern.

Je mehr das Volk arbeitet, umso weniger Laster gibt es

Nein, die Geschichte von der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, die in Wirklichkeit viel eher von der Bekämpfung der Arbeitslosen handelt, ist wohl nur zu verstehen, wenn man die ökonomisch-rationale Ebene im engeren Sinne verlässt und danach fragt, was eigentlich die modernen Gesellschaften zusammenhält. Wenn wir uns erinnern, wie sich diese Frage am Ende des Mittelalters und des Feudalsystems und damit am Ende einer von Religion legitimierten Herrschaft stellte, dann wird klar, warum Napoleon, die Verkörperung strategischer Rationalität schlechthin, überzeugt war: »Je mehr meine Völker arbeiten, umso weniger Laster wird es geben.« Die Philosophie hat den Zusammenhang von Arbeit und Herrschaft oft genug reflektiert und beschrieben, wie Arbeit neben Gütern vor allen Dingen Konformität und Dummheit produziert. Weil dieses System sich auf erfolgreiche Übergänge von Fremd- zu Selbstzwängen, auf ideologische Konstruktionen wie das protestantische Arbeitsethos oder das postmoderne Selbstverwirklichungsideal stützen kann, überlebt es sich immer wieder selbst.

Dennoch muss seine Stringenz stets aufs Neue hergestellt werden, gerade dann, wenn wie heute die realökonomische Entwicklung es objektiv immer absurder erscheinen lässt. Denn was bedeutet es eigentlich, wenn die Arbeitslosigkeit steigt, die tatsächliche und potenzielle Gütermenge aber auch? Doch nichts anderes, als dass Arbeit drastisch relativiert werden könnte, zumindest in zeitlicher und normativer Hinsicht. Was sich in der realen und virtuellen Arbeitsmarktpolitik jedoch abspielt, ist das genaue Gegenteil. Je weniger das Kapital Arbeit braucht oder positiv formuliert: je mehr die Menschheit doch dem Traum von der radikalen Reduzierung der Arbeit näherkommt, umso weniger kann man darauf verzichten „in den Worten des französischen Philosophen Jean Baudrillards“ , »die Arbeit als gesellschaftliche Zuteilung zu reproduzieren, als Reflex, als Moral, als Konsens, als Steuerung, als Realitätsprinzip. Aber Realitätsprinzip des Codes: ein gigantisches Ritual von Zeichen der Arbeit breitet sich über die ganze Gesellschaft aus, ob das noch produziert, Hauptsache, es reproduziert sich«.


Der Zweck der Arbeit ist für Aristoteles stets die Nicht-Arbeit. Arbeiten, um Arbeit zu sparen. Ein Werkzeug wird erfunden, um die anstehende Arbeit so knapp wie möglich ausfallen zu lassen. Bedeutung gewinnen diese Worte erst, wenn man bedenkt, dass sich heute die Zweck-Mittel-Relation der Arbeit ins genaue Gegenteil verwandelt hat. Heute ist Arbeit immer weniger Mittel, sondern Zweck. Arbeit findet statt, damit weitere Arbeit stattfindet. Der Ausgangspunkt für Arbeit ist in den seltensten Fällen ein sich aufdrängender Mangel, ein Missstand, irgendetwas also, das zu einer bewussten Entscheidung für den Einsatz von Arbeit führt. Wer schon einmal jemanden kennengelernt hat, der sich selbstständig machen will, aber noch nicht weiß, mit welcher Idee, dem wird der Gedanke nicht so fern liegen, dass wir letztlich in einer Gesellschaft leben, die einer gigantischen Arbeitserfindungsanstalt gleichkommt.

Der Satz “Sozial ist, wer Arbeit schafft” wurde ursprünglich von Alfred Hugenberg, einem konservativen, den Nazis nahestehenden Zeitungsverleger, zum Wahlkampf 1933 erdacht.

Dafür, dass die Sprachschänder der “Initiative neue, soziale Marktwirtschaft” (INSM) dies wussten, spricht, dass das “sozial ist, wer…” durch “sozial ist, was..” ersetzt wurde.

Diejenigen, die es offensichtlich nicht wussten, waren Merkel, Westerwelle und Co., die den Slogan monatelang bedenkenlos in jedes Mikrofon blökten.

Der zynischen Geist von “Arbeit macht frei” umweht uns ständig und wir merken es oft nicht einmal, denn auch das Propagandainstrument des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall “INSM”, ist ebenso wenig sozial, wie es im “JobCenter” Jobs gibt, Arbeitslose Kunden sind, usw., usw.


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