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Donnerstag, 27. August 2015

Der Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier - Der Kapitalismus funktioniert auch mit Blöden

von Ferdinand Knauß

Der Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier sieht die heutige Jugend als Opfer der totalen Herrschaft des Marktes. Schuld an ihrer Verblödung seien auch die Reformen des Bildungssystems nach den Bedürfnissen der Wirtschaft. 

„Leben ist kein Vergnügen mehr“, schreiben Sie in Ihrem Buch „Performer, Styler, Egoisten“.  Wenn man abends durch die Düsseldorfer Altstadt geht und die jungen Menschen in den Kneipen sieht, hat man nicht den Eindruck, dass die ihr Leben nicht genießen.

Ich glaube nicht, dass die, die da feiern, glücklich sind.

Warum?

Ich muss ein bisschen ausholen. Für Jugendliche gibt es heute zwei große Anrufungen. Die erste ist der Arbeitsmensch, der sich nach Werten wie Askese, Leistung, Konkurrenz, Verzicht zu richten hat. Die zweite ist der Freizeitmensch, der sich an Spaß, unverbindlichen Beziehungen und Zügellosigkeit, am Rauschhaften ausrichtet. Dieser Widerspruch ist in der Gesellschaft, weil wir als Berufsmenschen und Konsumenten funktionieren müssen. Beide Rollen sind wichtig, damit sich das System reproduzieren kann. In unseren Studien zeigt sich, dass das Freizeitvergnügen in erster Linie eine kompensatorische Funktion hat, nämlich das Arbeitsleid zu vergessen. Und dieses Leid entsteht aus dem steigenden Druck bei der Arbeit, aus der Verdichtung der Anforderungen und der Kontrolle. Kurz: Die Probleme liegen in einem System begründet, das die Menschen nicht zur solidarischen, gemeinsamen Handlung motiviert, sondern in erster Linie die Konkurrenz verschärft. Darunter leiden die Menschen.

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Es kommentiert:

Peter Christian Nowak Die Wirtschaft erschafft sich Menschen nach ihrem Bilde. Nicht erst seit dem Bologna-Prozess, nach US-amerikanischen Vorbild geradezu extrovertiert als Mainstream-Dressursystem angepriesen, schafft man diesen Menschen: Den Homo Oeconomicus, maßgeschneidert, kaum aufmüpfig und für das System Neoliberalismus auf Linie gebürstet.

Ich selbst bin Abiturient eines Humanistischen Gymnasiums. Griechisch und Latein (großes Latinum) waren sozusagen Pflicht und gleichzeitig der Einstieg in die philosophische Praxis griechischer und römischer Philosophen. Das Denken wurde in der Akuratesse der Syntax des Latinums und Graecums geschult, im Deutschunterricht die These/ Gegenthese geübt und rhetorisches Argumentieren trainiert! Es war sicherlich schon damals ein Elite-Gymnasium, das Karl-Friedrich Gymnasium.

Allerdings: heute ist dieses Gymnasium eher auf dem Weg der Anpassung an die Wirtschaft; ein reines Humanistisches Gymnasium, im altehrwürdigen Sandsteinbau in Mannheim, findet man in ihm nicht mehr. Naturwissenschaftlich geprägt ist es heute, mit Anwürfen wahlweise bisschen Latein; Griechisch glaube ich nicht, dass diese Altsprache dort noch gelehrt wird.

Einsam geworden ist es um das Humanistische Gymnasium allgemein in Deutschland. Eine ehemalige Bildungseinrichtung zum Denkenlernen stirbt langsam den Tod...zugunsten des Homo Oeconomicus. Das Einzige was noch über ist von dem...ist dieser "Homo Orconomicus", als Hinweis, dass manche Leute auch, neben Neusprachen, noch das Lateinische "beherrschen."

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