Seiten

Freitag, 22. November 2024

Unser Geldsystem einfach erklärt: Warum wird alles immer teurer?

Stellen Sie sich einen großen Wassertank vor. In diesem Tank befindet sich das gesamte Geld, das in unserem Wirtschaftssystem zirkuliert. Das Besondere daran: Jeder Tropfen Wasser in diesem Tank ist ein Kredit - es gibt kein "freies" Wasser. Alles ist geliehen, alles muss verzinst werden. Und hier liegt das Problem: Wenn keine neuen Kredite aufgenommen werden, kommt kein neues Wasser nach. Aber die Zinsen müssen trotzdem gezahlt werden - das Wasser läuft also weiter ab. Das System kann nur funktionieren, wenn regelmäßig neue Kredite aufgenommen werden, also neues Wasser nachkommt. Sonst läuft der Tank zwangsläufig leer.

Das tägliche Leben wird teurer - aber warum?

Die Situation ist besonders dramatisch, weil drei Dinge gleichzeitig passieren:

  1. Unten am Tank läuft ständig Wasser ab (die Zinsen, die gezahlt werden müssen)
  2. Der Staat hat sich mit der "schwarzen Null" selbst verboten, neues Wasser in den Tank zu füllen (keine neuen Kredite)
  3. Die Banken drehen auch privaten Kreditnehmern den Hahn zu (weniger neue Kredite insgesamt)

Schauen wir uns nur mal die Zinszahlungen des deutschen Staates an:

  • 2020 flossen noch 3,9 Milliarden Euro ab
  • 2024 sind es schon 36,78 Milliarden Euro
  • Das ist eine Verzehnfachung in nur vier Jahren!

Stellen Sie sich das bildlich vor: Unten fließt immer mehr Wasser ab, aber oben kommt kaum noch neues hinzu. Der Wasserstand - also die verfügbare Geldmenge - sinkt und sinkt.

Die Situation wird immer dramatischer:

  • Die Banken drehen den Wasserhahn zu (weniger neue Kredite)
  • Gleichzeitig läuft unten immer mehr Wasser ab:
    • 2020 zahlte der Staat noch 3,9 Milliarden Euro Zinsen
    • 2024 sind es schon 36,78 Milliarden Euro - fast das Zehnfache!
    • Diese Zinsen müssen wir alle als Steuerzahler aufbringen
  • Der Wasserstand sinkt immer schneller

Was bedeutet das im echten Leben?

Für den Bäcker um die Ecke:

  • Er bekommt schwerer einen Kredit für seinen neuen Ofen
  • Seine alten Kredite muss er zu höheren Zinsen zahlen
  • Er muss die Brötchen teurer machen
  • Vielleicht muss er Mitarbeiter entlassen

Für eine normale Familie:

  • Der Kredit fürs Haus wird teurer
  • Die Miete steigt
  • Lebensmittel werden teurer
  • Das Ersparte verliert an Wert

Ein Beispiel aus dem Alltag

Nehmen wir Familie Müller:

  • Sie haben einen Kredit für ihr Haus: 200.000 Euro
  • Vor drei Jahren zahlten sie 2% Zinsen = 4.000 Euro pro Jahr
  • Heute zahlen sie 4% = 8.000 Euro pro Jahr
  • Das sind 4.000 Euro mehr, die ihnen im Geldbeutel fehlen

Und das Gleiche passiert überall:

  • Beim Supermarkt um die Ecke
  • Bei der Autowerkstatt
  • Beim Friseur
  • Bei jedem Unternehmen

Warum wird es noch schlimmer?

Stellen Sie sich vor, Sie spielen mit Ihren Nachbarn Monopoly. Aber:

  • Nach jeder Runde müssen alle Spieler dem Bankhalter mehr Geld geben (Zinsen)
  • Es kommt aber kein neues Geld ins Spiel
  • Was passiert? Irgendwann können einige nicht mehr mitzuspielen

Genauso ist es in der echten Wirtschaft:

  • Täglich müssen 100,8 Millionen Euro Zinsen gezahlt werden
  • Das sind 70.000 Euro JEDE MINUTE
  • Dieses Geld verschwindet aus dem normalen Kreislauf
  • Es fehlt dann für:
    • Löhne
    • Einkäufe
    • Investitionen

Was bedeutet das für Sie?

Im Alltag werden Sie das so spüren:

Beim Einkaufen:

  • Höhere Preise
  • Weniger Auswahl
  • Geschäfte schließen

Bei der Arbeit:

  • Weniger Lohnerhöhungen
  • Unsicherere Arbeitsplätze
  • Mehr Überstunden

Bei Ihrer Bank:

  • Schwieriger, einen Kredit zu bekommen
  • Höhere Zinsen
  • Mehr Gebühren

Der Teufelskreis im Alltag

Es ist wie bei einem Dominospiel:

  1. Banken geben weniger Kredite → weniger Geld im Umlauf
  2. Der Staat macht keine neuen Schulden (schwarze Null)
  3. Gleichzeitig müssen immer höhere Zinsen gezahlt werden
  4. Weniger Geld → härterer Kampf um das verbleibende Geld
  5. Härterer Kampf → höhere Preise
  6. Höhere Preise → mehr Menschen haben Probleme
  7. Mehr Probleme → noch weniger Kredite...

Was können Sie tun?

Kurzfristig:

  • Vorsichtiger mit großen Ausgaben sein
  • Kredite möglichst abbezahlen
  • Notgroschen zurücklegen
  • Sich mit anderen zusammentun (Einkaufsgemeinschaften, Nachbarschaftshilfe)

Aber die eigentliche Lösung muss von oben kommen:

  • Das System muss geändert werden
  • Die schwarze Null muss überdacht werden
  • Die Geldversorgung muss fair geregelt werden
  • Die Zinsbelastung muss kontrolliert werden

Fazit in einfachen Worten

Unser Geldsystem ist wie ein Kartenhaus, bei dem ständig unten Karten weggenommen werden (Zinszahlungen), aber oben keine neuen dazukommen (schwarze Null und weniger neue Kredite). Das kann auf Dauer nicht gut gehen.

Die gute Nachricht: Eine Lösung wäre möglich. Die schlechte Nachricht: Es wird jeden Tag schwieriger.

Das Wichtigste ist: Verstehen Sie, dass die steigenden Preise und Probleme nicht Ihr persönliches Versagen sind, sondern ein Systemfehler, der dringend korrigiert werden muss.

P.S.: Diese Darstellung ist ein vereinfachtes Modell, um die grundlegenden Mechanismen unseres Geldsystems verständlich zu machen. In der Realität gibt es noch viele weitere preistreibende Faktoren: Etwa die bewusste Vernichtung von Lebensmitteln und Waren zur künstlichen Preishochhaltung (auch wenn kein Überangebot besteht), Warentermingeschäfte und Spekulationen auf Erntepreise, oder das systematische Aufkaufen von Agrarprodukten durch multinationale Konzerne, die weltweit Reis, Getreide und andere Grundnahrungsmittel aufkaufen und dann die Preise nach oben manipulieren können. An den Börsen werden zusätzlich Lebensmittel wie Finanzprodukte gehandelt und es wird auf Preissteigerungen spekuliert, ohne dass die Spekulanten die Waren je zu Gesicht bekommen. 

Gleichzeitig kaufen große Agrarkonzerne und Investoren weltweit Ackerflächen auf und kontrollieren damit zunehmend die gesamte Produktion. Auch wenn all diese manipulativen Praktiken die Situation verschärfen - die hier beschriebene Grundproblematik unseres Geldsystems bleibt bestehen. Die dramatische Steigerung der Zinszahlungen im Bundeshaushalt von 3,9 Milliarden Euro (2020) auf 36,78 Milliarden Euro (2024) zeigt deutlich, wie ernst die Lage ist. Die Kontrolle über unser Geldsystem, die eigentlich dem Gemeinwohl dienen sollte, liegt heute weitgehend in den Händen privater Banken - mit den beschriebenen Folgen für uns alle.

2 Kommentare:

  1. Lieber Grilleau, schön dich hier nochmal zu lesen! Ganz toller Beitrag, vielen Dank und ganz liebe Grüße, Gabi Halili

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hey Gabi,
      mensch, das ist ja eine Überraschung! Echt schön von dir zu lesen. Danke für deine netten Worte. Ja, Facebook und VK - ist echt schon eine Weile her. Toll, dass wir uns hier wiedergefunden haben!
      Liebe Grüße zurück!

      Löschen