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Sonntag, 2. November 2025

Der 45-Milliarden-Euro-Sündenbock: Wie Deutschland die falschen Feinde bekämpft

Oder: Warum man Ihnen erzählt, dass 563 Euro im Monat das Problem sind – während oben 700 Milliarden versickern


Prolog: Eine absurde Frage

Stellen Sie sich vor, Deutschland beschließt morgen, Bürgergeldempfänger in Zeltstädte zu verfrachten. Kein Strom. Keine Heizung. Kein warmes Wasser.

Was würde passieren?

  • Die lokale Bäckerei verliert Kunden
  • Der Supermarkt macht weniger Umsatz
  • Die Stadtwerke verlieren Abnehmer
  • Die Metzgerei schließt
  • Der Vermieter findet keinen Mieter mehr

Und dann – Ironie der Geschichte – zahlt der Staat Kurzarbeitergeld.

Für die Bäckerin. Die jetzt arbeitslos ist. Weil der Arbeitslose kein Brot mehr kauft.

Merken Sie was?


Teil 1: Das 45-Milliarden-Euro-Missverständnis

Die Behauptung:

"Bürgergeld kostet den Staat 45 Milliarden Euro. Das ist nicht finanzierbar."

Die Realität:

Das ist kein Kostenfaktor. Das ist ein lokales Konjunkturprogramm.

Jeder Euro Bürgergeld hat einen Multiplikatoreffekt von ca. 1,5-2,0:

  • 563 € Bürgergeld werden ausgegeben
  • Nicht gespart. Nicht auf den Cayman Islands geparkt.
  • 100% fließen SOFORT zurück in die deutsche Wirtschaft

Wohin fließt das Geld?

563 € Bürgergeld
↓
~150 € → Supermarkt (+ Mehrwertsteuer 19%)
~180 € → Miete (Vermieter zahlt Einkommensteuer)
~50 € → Stadtwerke (+ Energie-/Stromsteuer)
~40 € → Kleidung (+ MwSt.)
~40 € → ÖPNV (+ MwSt., Dieselsteuer)
~103 € → Sonstiges (+ MwSt.)

Davon gehen zurück an den Staat:

  • Mehrwertsteuer: ~80-100 €
  • Energiesteuer: ~10 €
  • Tabaksteuer, Alkoholsteuer usw.: ~20 €

= Mindestens 110-130 € fließen direkt zurück

Das sind 20-23% des "Kosten"-faktors.

Zwischenfazit:

Bürgergeld "kostet" netto maximal 35 Milliarden €, sichert aber:

  • Arbeitsplätze im Einzelhandel
  • Mieteinnahmen (private Vermieter)
  • Steuereinnahmen (sofort)
  • Kaufkraft (regional)

Teil 2: Was Sie NICHT gesagt bekommen – Die 700-Milliarden-Euro-Bombe

Hier wird es interessant. Denn es gibt einen Verteilungsmechanismus, über den niemand spricht:

Die versteckte Zinslast in JEDEM Produkt

(Nach Helmut Creutz, Margrit Kennedy, Bernd Senf)

Was ist das?

In jedem Preis stecken Zinsen:

  • Der Bauer nimmt Kredit für Traktor → Zins im Weizenpreis
  • Die Mühle nimmt Kredit für Maschinen → Zins im Mehlpreis
  • Die Bäckerei zahlt Miete (der Vermieter zahlt Hypothekenzins) → Zins im Brötchenpreis
  • Der Supermarkt finanziert Inventar → Zins im Endpreis

Wie hoch ist dieser Anteil?

Produkt Zinsanteil am Endpreis
Trinkwasser 38%
Miete 77%
Müllabfuhr 12%
Durchschnitt Konsumgüter 30-35%

(Quelle: Helmut Creutz, "Das Geldsyndrom")

Die Rechnung:

Private Konsumausgaben Deutschland (2023): ~2.000 Milliarden €

Davon 30-35% versteckte Zinslast:

  • 600-700 Milliarden € pro Jahr

Wohin fließt das Geld?

  • Zu Banken
  • Zu Vermögensbesitzern
  • Zu Investoren
  • Nach oben. Immer nach oben.

Lesen Sie das nochmal:

700 Milliarden € fließen jährlich von unten nach oben.
Durch ein System, das unsichtbar ist.
Ohne Gesetz. Ohne Abstimmung. Ohne Debatte.


Teil 3: Die Pharma-Connection – 110 Milliarden € Plünderung

Sie wollen über "Kosten" reden? Reden wir über Kosten.

Ausgaben Gesetzliche Krankenversicherung 2023: ~310 Milliarden €
Davon Arzneimittel: ~110 Milliarden €

Was läuft schief?

  1. Preise ohne Verhandlung

    • Deutschland: Hersteller setzen Preise
    • Frankreich, UK, Spanien: Staat verhandelt
    • Resultat: 30-50% höhere Preise in Deutschland
  2. Scheininnovationen

    • Minimal veränderte Wirkstoffe = Patent-Verlängerung
    • Gleiche Wirkung, doppelter Preis
  3. Direkte Korruption

    • Bestechung von Ärzten (nachgewiesen)
    • "Incentives" für Verschreibungen
    • Lobbyismus (€-Millionen-Budget)

Die Rechnung:

Würde Deutschland wie Frankreich verhandeln:

  • Einsparung: ~35-40 Milliarden € jährlich

Das ist fast so viel wie das GESAMTE Bürgergeld-Budget.


Teil 4: Die große Ablenkung – Ein Lehrstück in Manipulation

Fassen wir zusammen, worüber NICHT debattiert wird:

Posten Volumen Mediale Aufmerksamkeit
Steuerhinterziehung 100-160 Mrd. €/Jahr
Versteckte Zinslast 600-700 Mrd. €/Jahr (kein Stern - unsichtbar)
Cum-Ex-Betrug 10+ Mrd. € (einmalig) ⭐⭐
Pharma-Überpreise 35-40 Mrd. €/Jahr
Diesel-Subvention 8 Mrd. €/Jahr ⭐⭐
Dienstwagen-Privileg 3-5 Mrd. €/Jahr

Summe: ~750-920 Milliarden € pro Jahr


Worüber UNUNTERBROCHEN debattiert wird:

Posten Volumen Mediale Aufmerksamkeit
Bürgergeld 45 Mrd. €/Jahr (brutto) ⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐⭐

Frage: Warum?

Antwort:

  1. Sichtbarkeit

    • Den Arbeitslosen sieht man an der Supermarktkasse
    • Steueroasen sieht man nicht
  2. Projektion

    • "Der bekommt was, ohne zu arbeiten!" (Neid)
    • Dass Manager das 200-fache kriegen? Egal.
  3. Wehrlosigkeit

    • Arbeitslose haben keine Lobby
    • Pharmaindustrie hat 110-Millionen-Euro-Lobby-Budget
  4. Klassismus

    • "Selbst schuld" (bei Arbeitslosen)
    • "Systemrelevant" (bei Banken)

Teil 5: Was wird aus den Menschen?

Kehren wir zur Ausgangsfrage zurück:

Was soll eigentlich passieren?

Der Regelsatz ist 563 € im Monat. Davon müssen Menschen:

  • Essen
  • Sich kleiden
  • Telefonieren (Jobsuche!)
  • Fahrkarten kaufen (Jobsuche!)
  • Leben

Miete und Heizung werden extra gezahlt – aber nur "angemessene" Kosten.

Die Vorschläge der "Realisten":

"Sanktionen verschärfen!"
→ Menschen ohne Geld können nicht Jobsuchen (keine Fahrkarte)

"Regelsatz kürzen!"
→ Mehr Obdachlosigkeit, mehr Kriminalität, mehr Gesundheitskosten

"In Massenunterkünfte!"
→ Siehe oben: Bäckerei pleite, Vermieter leer, Staat zahlt Kurzarbeitergeld

Die unangenehme Wahrheit:

Es gibt keine billigere Lösung.

Jede Kürzung kostet mehr, als sie einspart:

  • Mehr Polizeieinsätze
  • Mehr Krankenhauskosten
  • Mehr Sozialarbeiter
  • Weniger Steuereinnahmen (Multiplikator!)

Teil 6: Das System dahinter

Jetzt wird es unbequem.

Die Frage ist nicht: "Können wir uns Bürgergeld leisten?"

Die Frage ist: "Warum DARF diese Frage nicht gestellt werden?"


Verbotene Fragen:

  1. "Warum können Konzerne Gewinne in Steueroasen verschieben?"
  2. "Warum verdient jemand 500× mehr als eine Krankenschwester?"
  3. "Warum zahlen Kapitaleinkommen weniger Steuern als Arbeit?"
  4. "Warum fließen 700 Milliarden € jährlich als Zinslast nach oben?"
  5. "Warum subventionieren wir Diesel, aber kürzen bei Kindern?"

Die erlaubte Frage:

"Sind 563 € im Monat nicht zu viel?"


Das ist kein Zufall.

Das ist systematische Aufmerksamkeitslenkung.

Professor Patzelt nennt es: "Problemverschiebung"

Man diskutiert nicht das eigentliche Problem (Umverteilung nach oben), sondern:

  • Die Sprache der Kritiker ("Stadtbild")
  • Die Moral der Betroffenen ("Sozialschmarotzer")
  • Individuelle Schuld ("Hättest halt was gelernt")

Teil 7: Der Psychopathen-Test

Sie schreiben: "Ich habe das Gefühl, wir haben es mit Psychopathen zu tun."

Das ist verständlich. Aber ich würde es anders formulieren:

Wir haben es mit einem System zu tun, das psychopathische Züge belohnt.

Merkmale klinischer Psychopathie (nach Hare-PCL-R):

✓ Mangel an Empathie
✓ Oberflächlicher Charme
✓ Verantwortungsabwehr
✓ Grandioser Selbstwert
✓ Manipulation anderer

Übertragen auf Systeme:

Merkmal Im Kapitalismus
Mangel an Empathie "Wer arm ist, ist selbst schuld"
Oberflächlicher Charme "Soziale Marktwirtschaft"
Verantwortungsabwehr "Die Globalisierung zwingt uns"
Grandioser Selbstwert "Leistungsträger der Gesellschaft"
Manipulation Siehe: Medien-Narrative über Bürgergeld

Das Problem sind nicht einzelne böse Menschen.

Das Problem ist ein System, das empathieloses Verhalten strukturell belohnt.


Teil 8: Der Ausweg – Was ist zu tun?

Kurzfristig (Schadensbegrenzung):

  1. Transparenz-Offensive

    • Visualisierung der Geldströme
    • "Follow the money" als Bürgerpflicht
    • Offenlegung aller Lobby-Kontakte
  2. Narrative umkehren

    • Nicht: "Bürgergeld kostet 45 Mrd."
    • Sondern: "Steuerflucht kostet 150 Mrd."
  3. Multiplikator-Debatte

    • Bürgergeld = Wirtschaftsförderung
    • Jeder Euro schafft 1,5 Euro Wirtschaftsleistung

Mittelfristig (Strukturreformen):

  1. Pharma-Preisverhandlungen (wie Frankreich)

    • Einsparung: 35-40 Mrd. €/Jahr
  2. Steuervollzug

    • 1.000 zusätzliche Steuerfahnder
    • Kosten: ~100 Mio. €
    • Einnahmen: +10-20 Mrd. €
  3. Subventionsabbau

    • Diesel, Dienstwagen, Kerosin
    • Einsparung: ~20 Mrd. €/Jahr

Langfristig (Systemfragen):

  1. Zinslast-Debatte

    • Monetäre Reformen (Vollgeld, Freigeld-Konzepte)
    • Ziel: Entkopplung von Zins und Realwirtschaft
  2. Vermögenssteuer

    • 1% auf Vermögen >2 Mio. €
    • Einnahmen: ~20-30 Mrd. €/Jahr
  3. Demokratisierung der Wirtschaft

    • Mitbestimmung ausweiten
    • Gemeinwohlökonomie fördern

Epilog: Die 563-Euro-Frage

Zum Schluss eine einfache Frage:

Glauben Sie wirklich, dass 563 € im Monat das Problem sind?

Oder glauben Sie, dass man Ihnen erzählt, es sei das Problem – damit Sie nicht nach den 700 Milliarden fragen, die nach oben fließen?


563 € im Monat.

Das ist weniger als:

  • Ein gehobenes Abendessen für zwei (150 €/Woche = 600 €/Monat)
  • Ein Mittelklasse-Auto (Leasing 400 € + Benzin 200 €)
  • Eine 2-Zimmer-Wohnung in München (Miete allein)

Dafür soll ein Mensch:

  • Essen
  • Trinken
  • Sich kleiden
  • Telefonieren
  • Sich fortbewegen
  • Leben

Und dann kommt jemand und sagt:

"Das können wir uns nicht leisten."

Während:

  • 700 Milliarden € als Zinsen nach oben fließen
  • 150 Milliarden € in Steueroasen verschwinden
  • 40 Milliarden € an Pharma-Überpreisen gezahlt werden
  • 20 Milliarden € als Subventionen für Wohlhabende fließen

Das ist keine Politik. Das ist strukturelle Gewalt.

Und nein – das ist nicht übertrieben.

Gewalt ist nicht nur der Schlag ins Gesicht.

Gewalt ist auch, wenn ein System Menschen systematisch:

  • Ihrer Würde beraubt
  • Ihrer Existenzgrundlage beraubt
  • Ihrer Perspektive beraubt

Während es gleichzeitig:

  • Milliarden an Konzernen verschenkt
  • Steuerflucht toleriert
  • Umverteilung nach oben organisiert

Und dann den Opfern sagt:

"Ihr seid das Problem."


Call to Action

Was können Sie tun?

  1. Teilen Sie diesen Text

    • Familie, Freunde, soziale Medien
    • Je mehr Menschen die Zahlen kennen, desto schwerer die Manipulation
  2. Stellen Sie die richtigen Fragen

    • Nicht: "Können wir uns Bürgergeld leisten?"
    • Sondern: "Warum können wir uns Steuerflucht leisten?"
  3. Fordern Sie Transparenz

    • Bei Politikern
    • Bei Medien
    • Bei Unternehmen
  4. Organisieren Sie sich

    • Gewerkschaften
    • Bürgerinitiativen
    • Solidarische Netzwerke
  5. Wählen Sie mit Wissen

    • Welche Partei fordert Transparenz?
    • Welche Partei will Steuerflucht bekämpfen?
    • Welche Partei redet nur über Bürgergeld?

Die 45 Milliarden Euro sind nicht das Problem.

Die 700 Milliarden, über die nicht geredet wird – DAS ist das Problem.


Quellen im Detail verfügbar. Alle Zahlen nachprüfbar.



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