Dienstag, 21. März 2023

"Die Psychologie des Totalitarismus" von Dr. Mattias Desmet

 


 

Ein Meisterwerk! Fundiert, klare Gedankengänge, verständliche Sprache, maximal gewinnbringend.
Ein Plädoyer FÜR Vernunft (Ratio), aber noch vielmehr für Empathie, sokratische Bescheidenheit und einen liebevollen Umgang miteinander - ohne Feindbilder, ohne Sündenböcke. Besonders das Aufbauen von Feindbildern („Ungeimpfte“) in der Coronakrise kritisiert der Autor, und widerlegt sachkundig, dass die Sündenböcke völlig zu Unrecht erschaffen wurden (Quellen siehe unten, u.a. eine von ihm zitierte Harvard-Studie vom 30.9.2021).


Ein Plädoyer GEGEN das (massenmediale) Schüren von Ängsten, die uns oft erst so richtig krank machen, wie der Autor an mehreren Stellen belegt, und gegen das Erschaffen von Sündenböcken und Feindbildern.

Zum Autor:


Dr. Mattias Desmet, Professor für Klinische Psychologie, setzt sich in diesem Buch vom Nov. 2021 (deutsche Ausgabe: 2023) kritisch mit dem gegenwärtigen Zeitgeist auseinander, wobei er diesen in den Kontext der letzten 500 Jahren einordnet. Und immer wieder erwähnt und erörtert er 3 gegenwärtige Krisen, die er auch in diesen Gesamtkontext einwebt:
- Terrorismus: dadurch wurden seit 2001 immer mehr bürgerliche Freiheiten eingeschränkt
- Klimawandel: durch permanente Dauer-Angst sollen auch hier Freiheiten (Reisen, Ernährung) eingeschränkt werden
- Coronakrise: durch das Erzeugen von Massenpanik wurden größte Grundrechtseinschränkungen vorgenommen

Der Autor verfasste das Buch im Nov. 2021, als in Deutschland die Massenpanik ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte. Das ganze Land machte wochenlang Jagd auf einen 26-Jährigen Fußballprofi, weil dieser von der Bild-Zeitung als „ungeimpft“ geoutet wurde und auf Nachfrage (mehr ein Verhör eines Sky-Moderators) nach einem Fußballspiel schüchtern zu bedenken gab, dass er persönlich sich wegen etwaiger Impf(langzeit)nebenwirkungen Sorgen mache und daher noch zögere. Die ganze deutsche veröffentlichte Meinung verspottete daraufhin Kimmich. Diverse „Experten“ wurden aufgefahren, dass die Impfung praktisch keine Nebenwirkung hätte, schon gar keine negativen Langzeitfolgen bzw. Nebenwirkungen, die erst später auftauchen könnten.


Im März 2023 spricht der Bundesgesundheitsminister nun nicht mehr von einer „nebenwirkungsfreien“ Impfung (13.8.2021), sondern wirft die Zahl „1:10.000“ in den Raum (ZDF-Interview, 12.3.23) Am 16.6.2022 sprach der Bundesgesundheitsminister noch von „1:25.000“. Das Paul-Ehrlich-Institut ging im letzten Jahr von „1:5000“ aus und aktuell sogar von 1:3333, laut focus.de, 13.3.2023. Wir haben als verschiedene Zahlen über Nebenwirkungen der Corona-Impfung: Null (nebenwirkungsfrei), „extremst unwahrscheinlich“, jeder 25.000 Fall, jeder 10.000 Fall, jeder 5.000 Fall, jeder 3.333 Fall. In jedem Fall sind die Nebenwirkungen doch nicht „extremst unwahrscheinlich“, wie die Ethikrat-Vorsitzende einst behauptete und mit dieser Aussage den Fußball-Profi zur Impfung motivieren wollte.


Dieses Zahlenwirrwarr und ständige „Nachkorrigieren“ verweist direkt auf das Buch von Prof. Desmet, der von „der dominanten (Corona-)Erzählung“ spricht, die sich zwar stets immer korrigiert und korrigieren muss, aber genauso stets immer maximal intolerant ist gegen Kritiker. Im Nachwort erwähnt Prof. Desmet, gegen welche großen Widerstände er dieses Buch schrieb - von vielen wurde er, wie hierzulande auch üblich, „in die rechte Ecke“ gestellt, nur weil er sich von Anfang an u.a. in Zeitungsartikeln differenziert äußerte und auf die gewaltigen Kollateralschäden (psychisch, körperlich, sozial, wirtschaftlich,…) hinwies, die nun in Deutschland erst im zu Beginn des Jahres 2023 offen diskutiert werden dürfen. Der Spiegel schreibt nun am 11.3.2023: „Wir Coronaversager. Inzwischen wissen wir, dass viele Pandemiemaßnahmen unsinnig, überzogen, rechtswidrig waren. 

Der Diktator in uns war ziemlich stark“. Bereits am 17.2.2023 durfte im Spiegel der Jura-Professor für Öffentliches Recht und Verfassungstheorie, Oliver Lepsius, zu Wort kommen, der zum Ergebnis kommen durfte, dass Deutschland während der Pandemie „faktisch eine gesundheitspolitische Parallelrechtsordnung“ hatte. Man stelle sich vor, jemand hätte diese These im Jahr 2021 vertreten: Querdenker, CovIdiot, Staatsfeind und Nazi wären dann noch die harmlosesten Bezeichnungen gewesen.

Diese lange Vorrede ist von Bedeutung für das Verständnis des Buches. Das ist nämlich der wichtige Kontext, um Desmets Meisterwerk vom Nov. 2021 (dt. Übersetzung: erst in 2023) noch einer viel größeren Würdigung zukommen zu lassen.

Wichtig ist auch zu erwähnen, dass sich der Autor stets respektvoll äußert: er führt keine Kämpfe gegen niemanden, er spricht sich mehrmals gegen das Aufbauen von Feindbilder aus, die uns die Massenmedien gerne präsentieren (z.B. „Ungeimpfte“).

Der Autor spricht also konstant von „dominierenden Erzählungen“, wie etwa in der Coronakrise. Und dass abweichende Stimmen nach und nach aus dem veröffentlichten Raum verdrängt werden - was er als ein Merkmal des Totalitarismus definiert: die maximale Intoleranz gegenüber Andersdenkende.

Der Autor baut sein Werk systematisch auf, er beginnt mit der wissenschaftlichen Revolution: Galileis Pendelbeobachtungen von 1582: er „wagte es zu denken“, so der Autor. Wissenschaft war zu jener Zeit noch „offen für die größtmögliche Diversität“ (S.23) und kämpfte gegen die bestehende Macht an. Später erwähnt der Autor, dass heute Wissenschaft selbst zu einem Machtinstrument geworden sei. Dass während der Coronakrise nur regierungstreue Labor-Experten und Labor-Modellierer den „dominierenden Diskurs“ prägen durften (vor allem in den Massenmedien und im öffentlich-rechtlichen Rundfunk), die wiederum von der Regierung als Regierungsberater auserwählt wurden und die Regierungslinie vertraten und unterstützten, scheint den Autor in seiner These zu bestätigen.

Galileis Pendelgesetze waren eine große Denkleistung, jedoch konnten diese Theorie nicht alle Realität abdecken. Spätere Pendel-Versuche widerlegten Teile von Galileis Theorie. Der Autor zitiert hier öfters große Forscher wie Heisenberg oder Newton, die sich der Grenzen „der Wissenschaft“ bewusst waren.
Newton sagte zeitlebens, dass seine Gesetze der Mechanik nur „extrem begrenzt anwendbar“ seien. Newton war also nicht nur ein Genie, er war bescheiden und sich der Grenzen seiner Wissenschaft bewusst.

Die regierungsnahen Regierungsberater (Labor-Chefvirologen und Labor-Modellierer) traten während der Corona-Krise nicht ganz so bescheiden auf.

Dieser Gedanke zieht sich wie ein Strang durch das Buch. Heute würden die meisten an solch ein „mechanistisches Weltbild“ glauben, so der Autor. Die Massenmedien präsentieren uns gerne sogenannte „Experten“ und machen aus ihnen Lichtgestalten. Die meisten Menschen könnten gemäß dem Autor durch zwei (Schein-)Argumente überredet werden: das Autoritätsargument („Prof. Dr. Lauterbach warnt vor absoluter Killervariante…“) und das Argumentum ad populum („Eine klare Mehrheit will deshalb auch weiterhin freiwillig Maske tragen“, „Eine klare Mehrheit findet eine allgemeine Impfflicht für richtig und notwendig, denn nur so können wir die Pandemie überwinden, wie alle regierungsnahen Experten sagen“).

Der Autor, selbst Professor, verweist immer wieder auf Widersprüche in der Wissenschaft und auf eigenes Unvermögen in der Wissenschaft. Das zum Thema: „Hört auf DIE Wissenschaft…“, wie uns heute junge Aktivisten ans Herz zu legen versuchen.


Er verweist auf die Replikationskrise (seit 2005): viele wissenschaftliche Studien sind fehlerhaft, tendenziös oder sogar bewusst gefälscht, wie etwa eine Meta-Studie von Dr. Daniele Fanelli aus dem Jahre 2009 nachweisen konnte. In einem sauberen Anhang sind alle Quellen anführt, diese und andere Metastudien hat der Verfasser dieser Zeilen mit Gewinn online lesen können.
Tenor des Autors: Unsere Auffassung von absoluter Objektivität („Hört auf DIE Wissenschaft“) ist also völlig falsch und unsinnig. Ein zeitgenössischer Beleg ist ja, dass alle regierungsnahen „Experten“ die allgemeine Covid19-Impfflicht fordern, denn „nur so“ könne „die Pandemie überwunden“ werden. Die Impfflicht kam nicht, die Pandemie ging auch so zu Ende. Nur eine Reflexion hierüber findet praktisch nicht statt.

Der Autor empfiehlt daher in seinem Buch wiederholt Demut und Skepsis gegenüber „einer Schar von ‚Experten‘, die täglich anhand von Statistiken und Zahlen in den Nachrichten zeigen…“, wie die Welt angeblich wirklich sei und was wir angeblich unbedingt tun müssten, S.61.

Ausgiebig beschäftigt sich der Autor mit der Corona-Krise, wobei er die „dominierende Erzählung“ sachkundig hinterfragt und auf diverse Harvard-Studien verweist, die den meisten von uns nicht bekannt sein dürften, da diese nicht in den Massenmedien verbreitet wurden. Er erwähnt Studien an Mäusen und Menschen, in denen künstlich herbeigeführter Stress zur Folge hatte, dass sie ein 40% (!) höheres Risiko hatten, an einem Virus zu sterben. ANGST macht also krank und viel krankheitsanfälliger, auch während einer Pandemie. In diesem Kontext plädiert der Autor strikt auf Selbstbestimmung in Gesundheitsfragen.

Man kann sich nur grob vorstellen, was die Massenpanik, die systematische Diffamierung Andersdenkender und Ausgegrenzter („Ungeimpfte“) und die Androhung einer Impfflicht (etwa für 20-jährige Studentinnen, die sich bewusst gegen eine Impfung entschieden haben) in diesem Land für viele Millionen Menschen zur Folge hatte - und was es für schädliche Folgen für das Immunsystem für zig Millionen Menschen hatte.


Hierüber wird jedoch massenmedial nicht berichtet - wohl auch deshalb, weil praktisch der komplette mediale Leitstrom mitgemacht hat.

„Wer hat in den Medien etwas von der Studie der Universität Harvard gehört, die in Bezug auf den Verlauf der Pandemie keine Unterschiede zwischen Ländern mit hoher und niedriger Impfquote feststellen konnte?“, fragt der Autor rhetorisch (S.79).

Die meisten, die nur die Gleichstrom-Massenmedien konsumieren, werden davon noch nie etwas gehört haben. Die Harvard-Studie wurde am 30.9.2021 von Prof. Subramanian publiziert, die exakte Quelle gibt der Autor im Anfang an („Increases in COVID-19 are unrelated to levels of vaccination across 68 countries and 2947 counties in the United States“). Gemäß dieser Harvard-Studie gab es keinen „erhofften Effekt“ (höhere Impfquote und niedrigere Infektionen), im Gegenteil: es gab sogar den gegenteiligen Effekt: Die Studie erwähnt etwa Israel und Portugal mit hoher Imfquote (und hohen Infektionen) und Vietnam und Südafrika mit niedriger Imfquote (und niedrigen Infektionen). Die Studie ist wohlgemerkt vom 30.9.2021, zu jener Zeit, als führende deutsche Politiker auch noch Wochen und Monate später hierzulande von der „Pandemie der Ungeimpften“ sprachen: mit dem Ziel, Sündenböcke zu definieren, stigmatisieren und (über „2G“) auszugrenzen - was auch erfolgreich praktiziert wurde. Und trotz dieser und anderer Studien stimmte Anfang 2022 das Parlament über eine Impfflicht ab, wobei fast alle Abgeordneten aus den Fraktionen der SPD und Grünen für eine allgemeine Impfflicht ab 18 stimmten.

Das Buch des Autors (250 Seiten) ist eine gewaltige Fundgrube: stets fundiert, bescheiden, reflexktierend, gewinnbringend. Der Kern ist natürlich „Totalitarismus“, aber man erfährt sehr viel über die Geschichte der Wissenschaft, über Entwicklungspsychologie (und was diese mit dem Thema Totalitarismus zu tun hat) und über die Grenzen der Wissenschaft.

4 Bedingungen müssen erfüllt sein, damit eine totalitäre Massenbildung im großen Maßstab erfolgen könne. Der Autor schickt voran, dass alle 4 Bedingungen unter Stalin und Hitler erfüllt waren, und auch heute - zu Zeiten der Klima- und Coronakrise - erfüllt seien:

1) Zustand allgemeiner Einsamkeit, Vereinsamung, digitale Gespräche, Propagierung von Home Office. Entwurzelung - hier ist anzumerken, dass sozialistische Parteien immer Familie/Brauchtum/Heimat/Tradition bekämpfen: der Einzelne soll isoliert und „entkernt“ werden, und dann mit einer neuen Ideologie indoktriniert werden

2) Mangel an Sinngebung durch Wegfall von Familie/Brauchtum/Heimat/Tradition/Religion

3) ANGST: Depressionen und Ängste werden immer mehr.


[Während der Corona-Krise „warnten“ führende Politiker wiederholt vor der „absoluten Killervariante“ und dass Corona „wie die Pest“ sei und „durch jede Ritze“ krieche. Der Psychologieprofessor Bensch schreibt 1981 in „Manipulation“: „Angst machen ist ein Verbrechen“; dieses Büchlein entstand auf Basis einer ZDF-Reihe 1979. Das Wissen war und ist also vorhanden, vor allem auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Während der Corona-Pandemie gab es von Seiten des ZDF jedoch nie einen Hinweis auf die eigene ZDF-Angst-Reihei von 1979… ganz im Gegenteil: es wurde Angst geschürt, es wurden irgendwann nur noch die Angstmacher in die Talk-Shows geladen]

4) Frustration und Aggression: eine Folge der Punkte 1-3 - die Wut lässt sich dann von Seiten der Obrigkeit leicht lenken, z.B. auf „Ungeimpfte“, die angeblich die alleinige Schuld an allem tragen würden.

Der Autor fasst zusammen, dass sich die Ängste so an Objektive koppeln lassen - durch „suggestive Erzählungen“, also dass XY der FEIND sei und Schuld sei an allem. Bei Stalin seien es die Kulaken (Groß- und Mittelbauern) gewesen, unter Hitler die Juden und während der Coronakrise die sogenannten „Ungeimpften“ oder „Impfverweigerer“.

An dieser Stelle stockt man kurz, weil in Deutschland eine solche Aufzählungsreihe stets kritikbehaftet ist („antisemitisch“). Jedoch argumentiert Psychologieprofessor Desmet sehr stringent und webt diese These(n) in den Kontext seiner Forschungsergebnisse ein. Man kann diesem Vergleich zustimmen oder nicht, nur sei in diesem Kontext erwähnt, dass der Historiker Heinrich August Winkler in der ZEIT (12.3.2022) Vergleiche Putins mit Hitler wie folgt rechtfertigte: auch wenn man Putin nicht 1 zu 1 mit Hitler vergleichen könne, so seien manche Vergleiche durchaus legitim, denn: „Vergleichen heißt nicht gleichsetzen".

Der Autor erwähnt noch diverse Klassiker-Experimente, etwa die zur Konformität von Asch (1951), in der Menschen gleich lange Linien benennen sollten. Das Experiment war so leicht, dass selbst Kleinkinder es hätten lösen können. Alleine lösten 100% der Probanden die Aufgabe korrekt. Aber in der Masse (es gab in den Gruppen absichtliche dominante Gegenstimmen, die bewusst das falsche sagten) schlossen sich dann die meisten der falschen Erzählung an. Nur etwa 20% blieben trotz Widerstände und Druck von seiten der Masse bei ihrer Meinung. Man kann diese Erkenntnisse von Asch (1951) gut auf die aktuelle Corona-Krise übertragen.

Diese Rezension sprengt bereits den Rahmen und obwohl es noch sehr viel Positives zu sage gäbe, bleibt abschließend nur noch zu sagen:


Das Buch unbedingt lesen! Es ist gewinnbringend und beflügelt den Geist und das kritische Selberdenken, wie es nur wenige Bücher vermögen.


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