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Sonntag, 5. Oktober 2025

𝗚𝗲𝗶𝘀𝘁𝗶𝗴𝗲𝘀 𝗘𝗶𝗴𝗲𝗻𝘁𝘂𝗺: 𝗗𝗶𝗲 𝗴𝗿𝗼ß𝗲 𝗜𝗹𝗹𝘂𝘀𝗶𝗼𝗻

𝘖𝘥𝘦𝘳: 𝘞𝘢𝘳𝘶𝘮 𝘸𝘪𝘳 𝘶𝘯𝘴 𝘢𝘶𝘧 𝘶𝘯𝘴𝘦𝘳𝘦 0,1% 𝘖𝘳𝘪𝘨𝘪𝘯𝘢𝘭𝘪𝘵ä𝘵 𝘴𝘰 𝘷𝘪𝘦𝘭 𝘦𝘪𝘯𝘣𝘪𝘭𝘥𝘦𝘯

Wir arbeiten alle wie eine KI. Täglich. Stündlich.

Wir nehmen Informationen auf, verarbeiten sie, kombinieren sie neu und geben sie als „unseren Output" wieder. Genau wie ChatGPT. Der Unterschied? Wir nennen es „Lernen", „Inspiration" und „kreative Leistung". Die KI nennen wir einen Dieb.

Die unbequeme Wahrheit

99,9% unserer Gedanken sind Wiederholungen. Rekombinationen. Statistisches Rauschen aus dem, was wir gelesen, gehört, gesehen haben. Unser „eigener Stil"? Eine biometrische Signatur unserer Prägung. Nicht mehr, nicht weniger.

Wissen baut auf Wissen auf. Alles nur geklaut, wenn wir ehrlich sind.

Und trotzdem bilden wir uns auf diesen Promillebereich an vermeintlicher Originalität so viel ein, dass wir ganze Rechtssysteme darum gebaut haben.

Die Doppelmoral

Wenn ein Mensch:

  • 1.000 Bücher liest und dann ein „eigenes" Buch schreibt → Kunst
  • 10.000 Songs hört und dann „seine" Musik macht → Kreativität
  • 50.000 Bilder sieht und dann „seinen" Stil malt → Genialität

Wenn eine KI das macht:

  • → Diebstahl
  • → Urheberrechtsverletzung
  • → Existenzielle Bedrohung

Die provokante Frage

Was wäre, wenn wir akzeptieren, dass es kein geistiges Eigentum gibt – sondern nur intellektuelle Güter, die durch uns hindurchfließen?

Was könnten wir loslassen?

  • Die Illusion, wir seien die Urheber unserer Gedanken
  • Den Krampf, jeden Gedanken zu monetarisieren
  • Die Angst, dass jemand „unsere Ideen stiehlt"
  • Die Arroganz, dass unser 0,1% Originalität uns zu etwas Besonderem macht

Was bleibt?

Vielleicht das Einzige, was uns wirklich von der KI unterscheidet:

Wir haben einen Körper. Wir sterben. Wir begehren.

Nicht unser Output macht uns menschlich. Sondern dass wir vergänglich sind, während wir ihn produzieren.

Und dass wir leiden, zweifeln, lieben – während die Signifikanten durch uns hindurchrauschen.


Die KI ist nicht der Dieb unserer Kreativität.
Sie ist der Spiegel, der zeigt: Wir waren nie so original, wie wir dachten.

Ist das eine befreiende oder eine verstörende Erkenntnis?



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