Freitag, 2. Oktober 2015

Der totalitäre Alltagsfaschismus der Neoliberalen

Der neoliberale Mensch ist „marktkonform, wettbewerbsfähig, selbstdiszipliniert, anpassungsbereit, flexibel, egoistisch, aktiv und unternehmerisch“ – eine Beschreibung, die nur noch gebildete Menschen (die eine nahezu verschwundene Minderheit darstellen – unabhängig vom „Bildungsgrad“, der selbst nur noch ein anderer Begriff für die Qualität der Vermarktbarkeit ist) als faschistoid verstehen, weil sie sich an Hitlers Beschreibungen des „Neuen Menschen“ erinnern (siehe Deutsche Welle):

Adolf Hitler spricht von der Verweichlichung der Jugend in der Weimarer Republik und formuliert das „neue“ Ideal der Nazis: „flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl“ so soll die Jugend ab sofort sein.

Der Mensch wird Hund, dienstbares, treu ergebenes, kritik- und geistloses Vieh: ein Ideal, das seltsam anmutet im angeblichen Land der Dichter und Denker, das eine Demokratie sein wollte – und trotzdem eifert eine ganze Nation ihm nach, will gefällig sein, vermarktbar, belastbar wie Leder, flexibel wie ein Windhund, hart wie totes Metall. „Fit for Job“ – so werben die Fitnesscenter, die das Gegenteil der Buddhafigur zum Götzen erklären, „Boddybuilding“ wird bis zum Exzess betrieben – um jenen Gestalten ähnlich zu werden, die in den NS-Kunst idealisiert wurden und auf jedem Werbeplakat für die Wehrmacht oder die SS zu finden waren: der gemanische Siegertyp ist Gesellschaftsideal geworden – wenn ich mit Anglizismen wie „six-pack“ versüßt.
 Quelle: http://www.nachrichtenspiegel.de/2015/10/01/der-totalitaere-alltagsfaschismus-der-neoliberalen/

Ich weiß nicht mehr, woher der Satz kommt, dass derjenige, der in der Demokratie schläft in der Diktatur wieder erwacht, aber so könnte es einem heute gehen … besser gesagt: so geht es einem, wenn man mit politischem Geist die gesellschaftliche Gegenwart wahrnimmt. Andere werden da deutlicher (siehe sopos.org):

„Wie konnte es gelingen, dass sich in Europa nach Nationalsozialismus und Stalinismus eine weitere Variante totalitären Denkens etablieren und hegemonial werden konnte?“

Ja – das ist eine sozialistische Seite. Selten geworden, heutzutage. Das Zitat stammt aus einem Text über ein neues Buch „Unterwerfung als Freiheit“ von Patrick Schreiner, welches sich dem Leben im Neoliberalismus zuwendet – jener modernen Ideologie, nein – jener modernen Religion, die totalitär unseren Alltag bestimmt, wie es sich ein Hitler nicht hätte erträumen lassen. Das Tolle daran ist: keiner merkts, bzw. keiner will es merken – und wie auch in jenen unseligen Zeiten des „Dritten Reiches“ alle mitmachten – na, jedenfalls fast alle – und niemand traut sich mehr, gegen das herrschende totalitäre System aufzubegehren … außer ein paar ungehorsame Einzelgänger vielleicht, die sich dank glücklicher Fügung dem Terror entziehen konnten, weil sie keine Angst um ihren Arbeitsplatz haben brauchen.

Ich kenne dieses Buch nun nicht – man kann ja nicht immer alles lesen – denke aber jetzt schon, dass es sich zu lesen lohnt: der Ansatz jedenfalls ist dringend notwendig, um für jedwede Form von Widerstand festen Boden unter den Füßen zu bekommen (siehe theorieblog.attac.de):

„Patrick Schreiner spannt dabei den Bogen von der Ratgeberliteratur über die Esoterik-Bewegung, den Leistungssport, Castingshows und die Pseudo-Glitzerwelt der echten und vermeintlichen Prominenz. Fündig wird er auch in den sozialen Netzwerken und bei der Betrachtung von über Werbung und Medien transportierten Konsum- und Lifestylemustern. In all diesen Bereichen lassen sich nicht nur die Kernelemente neoliberalen Denkens aufdecken, sondern auch die Mechanismen, wie dem Menschen neoliberales Denken eingetrichtert wird. Überall entdeckt Schreiner versteckt oder ganz offen die immergleichen Anforderungen: Sei flexibel! Diszipliniere dich! Handele wie ein Unternehmen! Schau auf dich selbst!“

Erschreckend, wie weit der Einfluss dieses totalitären Systems reicht, oder? Direkt bis in Ihr Wohnzimmer, Ihre Küche, Ihr Schlafzimmer … Ihren Kopf.

Damit wir uns darüber unterhalten können, müssen wir erstmal Begriffe definieren, damit wir nicht aneinander vorbeireden. Ich benutze den Begriff Faschismus in diesem Kontext als Synonym für „Das Böse“. So wird er in den USA gebraucht (siehe die Verwendung seiner Symbolik z.B. in diversen Hollywooddramen – oder die Verwendung diverser abwertender NS-Kampfbegriffe in der US-Politik, die dieses „Böse“ braucht, um sich selbst zu rechtfertigen). Ich möchte ihn nicht – wie mein zitierter Vorredner – mit dem Stalinismus gleichsetzen, der eine idealistische Komponente enthielt, während die Parole des Faschismus gleich zu Beginn alles Glück der Erde durch Ausmerzen allen unwerten Lebens versprach und dieses Versprechen auch in die Tat umsetzte: unterstützt durch die (begeistert?) schweigende Mehrheit des deutschen Volkes.

Es ist natürlich hart, sich der Erkenntnis stellen zu müssen, dass man auf einmal wieder in einer Diktatur lebt, wo wir doch Freiheit überall haben, ja, Freiheit in allem leben dürfen, vor allem dürfen wir alles kaufen was und wo wir wollen (Bonität vorausgesetzt) und können Sex mit jedem haben, wann und wo wir das auch immer wollen (und der Erschließung weiterer sexuellen Konsumobjekte zum hemmungslosen Ausleben seiner niederen Triebe wird mit Hochdruck gearbeitet – wie zum Beispiel in Form von Tierbordellen).

Noch härter wird jedoch die Erkenntnis sein, wo Sie selber Agent und Erfüllungsgehilfe einer neuen faschistischen Religion sind – ohne groß zu merken, was Sie da tun … und wie Sie selbst an Ihrer eigenen Vernichtung aktiv mitarbeiten.

In einem Artikel über die Propaganda neoliberaler Heilslehren in moderner „Hip-hop-Musik“ werden die geforderten Charaktereigenschaften (wenn auch mit unklaren Quellenangaben) deutlich ausformuliert (siehe annotazioni):

Der neoliberale Mensch ist „marktkonform, wettbewerbsfähig, selbstdiszipliniert, anpassungsbereit, flexibel, egoistisch, aktiv und unternehmerisch“ – eine Beschreibung, die nur noch gebildete Menschen (die eine nahezu verschwundene Minderheit darstellen – unabhängig vom „Bildungsgrad“, der selbst nur noch ein anderer Begriff für die Qualität der Vermarktbarkeit ist) als faschistoid verstehen, weil sie sich an Hitlers Beschreibungen des „Neuen Menschen“ erinnern (siehe Deutsche Welle):

Adolf Hitler spricht von der Verweichlichung der Jugend in der Weimarer Republik und formuliert das „neue“ Ideal der Nazis: „flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl“ so soll die Jugend ab sofort sein.

Der Mensch wird Hund, dienstbares, treu ergebenes, kritik- und geistloses Vieh: ein Ideal, das seltsam anmutet im angeblichen Land der Dichter und Denker, das eine Demokratie sein wollte – und trotzdem eifert eine ganze Nation ihm nach, will gefällig sein, vermarktbar, belastbar wie Leder, flexibel wie ein Windhund, hart wie totes Metall. „Fit for Job“ – so werben die Fitnesscenter, die das Gegenteil der Buddhafigur zum Götzen erklären, „Boddybuilding“ wird bis zum Exzess betrieben – um jenen Gestalten ähnlich zu werden, die in den NS-Kunst idealisiert wurden und auf jedem Werbeplakat für die Wehrmacht oder die SS zu finden waren: der gemanische Siegertyp ist Gesellschaftsideal geworden – wenn ich mit Anglizismen wie „six-pack“ versüßt.

Wie in der NS-Zeit dringt die Propaganda tief in den Alltag der Menschen ein, erst kürzlich erinnerten die „NachDenkSeiten“ an einen der größten Skandale im deutschen Fernsehen: in bekannten „Seifenopern“ wurden gezielt Gesprächspassagen von Unternehmerverbänden eingebaut, um das neue, neoliberale Menschenbild zu befördern (siehe NachDenkSeiten). Wie man dort lesen kann, blieb der Skandal völlig ohne Folgen, die Umerziehung des Menschen zum Hund wird vielerseits begrüßt – vor allem von den Herrchen. Eigentlich ein Verbrechen, Menschen so zu manipulieren, die sich einfach nur zur Entspannung etwas Unterhaltung gönnen wollten – aber wie auch in der NS-Zeit sind Verbrechen der Herrchen nicht weiter schlimm – wie wir aktuell anhand der „VW-Affäre“ wieder einmal bemerken dürfen. In breiter Front verniedlichen die Medien einen beispiellosen kriminellen Akt, in einem Fernsehauftritt war sogar der Vizekanzler zu sehen, der davon sprach, dass „lediglich ein falsches Bauteil eingebaut wurde“. Sicher: Qualitätsarbeit ist von den Selbstdarstellern der Gegenwart nicht mehr zu erwarten, auch Honda (siehe Spiegel), Toyota und Nissan (siehe Spiegel) mussten bis zu 6,5 Millionen Fahrzeuge zurückrufen – bei manchen Airbags bestand sogar Explosionsgefahr. Hier jedoch waren es Versehen – bei VW war es ein krimineller und staatsfeindlicher Akt der systematisierten Täuschung, des großflächigen Betruges und des professionalisierten Gesetzesbruches, Elemente, die die Massenmorde des Hitlerregimes von anderen Massenmorden unterschieden – alles unter der Führung eines Mannes, der erst kürzlich noch als einer der „erfolgreichsten Chefs der Welt“ gefeiert wurde (siehe Handelsblatt).

Viel perverser als die Schleichwerbung sind jedoch die Ratingevents, in denen sich ein ganzes Volk einem „rating“ unterzieht. Gemeint sind jene „Shows“, die seriell zum Zwecke der Unterhaltung Verlierer produzieren: Deutschland sucht den Superstar, Dschungelcamp, Voice of Germany, das Supertalent, Wetten dass, wer wird Millionär, Let´s dance und wie sie alle heißen: Deutschland ist im Ratingfieber der künstlich geschaffenen Pseudowettbewerbe, in denen stetig jeglichem Leben ein Wert beigemessen wird, ein Stellenwert …. der es von „unwertem Leben“ unterscheiden soll. Die „Wettbewerbsfähigkeit“ wird überlebensnotwendig, der Sozialdarwinismus schlicht sich auf geniale Art zurück in das Leben der Menschen – angefangen vom „Guinnes-Buch der Rekorde“ bis hin zum Götzen Fussball.

Ach ja: Fußball. Hier kann sich der kruppstahlharte, windhundschnelle und lederzähe deutsche Mann in einer künstlich eng definierten (und somit eigentlich sinnlosen) Umwelt beweisen und so die Überlegenheit des neoliberalen Menschenbildes demonstrieren, um dann endlich von den Medien als Meinungsbildner wahrgenommen zu werden. Möglich ist das dank enormer Spenden aus Industriekreisen, deren Begrenzung jetzt schon wieder verhindert wurde (siehe Spiegel), weiterhin dürfen „Investoren Fußballklubs mit Geld zuschütten„, um die Rankingorgie deutscher Städte weiter laufen zu lassen. Man weiß sehr genau, warum man dort investiert: Fussball tradiert die Werte des neoliberalen (oder faschistischen) Menschenbildes perfekt, läßt eine Hand voll Sieger zu Millionären werden – und eine absolute Mehrheit zu Müll.

Vergessen wir oft: die „the winner takes all“-Mentalität (zu Deutsch: alles gehört dem Führer) produziert für einen Gewinner neunundneunzig Verlierer – jedenfalls in der echten Welt, in der nicht die begrenzten Laborbedingungen von „König Fußball“ vorherrschen. Die Folgen sind katastrophal: hier liegt der Urgrund für allen Hunger, alle Armut, alle Vertreibung in der Welt – um nur ein paar Elendsfaktoren aufzuzählen, die durch den neuen faschistoiden „Leistungskult“ (der eigentlich ein Räuberkult ist) ins Leben gerufen wurden. Schauen wir uns die Fakten kurz einmal an (siehe ntv):

Zum dritten Mal in Folge ist das weltweite Vermögen im vergangenen Jahr gewachsen. Das globale Brutto-Geldvermögen der privaten Haushalte stieg 2014 laut einer Allianz-Studie um über sieben Prozent auf den Rekordwert von 136 Billionen Euro. „Damit könnten die privaten Haushalte sämtliche Staatsschulden der Welt ungefähr dreimal tilgen“, sagte Allianz-Chef Oliver Bäte.

Wie die Studie zeigt: gerade in Deutschland zementiert sich die Ungleichheit, wir haben wieder eine Gesellschaft, in der die (neoliberale) „Partei“ und ihre „Goldfasane“ vom Leistungswahn des Pöbels richtig absahnen, während für die Hamster im Rad nichts übrig bleibt (siehe dasmädchenimpark):

„Natürlich beeinflusst eine solche Auffassung von Wirtschaft zuallererst unsere Arbeitswelt. Symptomatisch sind die Schwächung der Gewerkschaften, die Flexibilisierung (heißt: Prekarisierung) von Arbeitsverhältnissen und ein flächendeckender Rückgang der Lohnquote: Der Anteil der Einkommen, der an die Arbeitnehmer fließt, wird also immer kleiner. Gleichzeitig werden Sozialausgaben gekürzt. Die zwangsläufige Folge ist die inzwischen wohlbekannte Schere zwischen Arm und Reich, die immer weiter auseinandergeht.“

Wir – die Gemeinschaft der deutschen Bürger, ebenso die Gemeinschaft der europäischen Bürger oder die Gemeinschaft der Weltbürger werden immer ärmer … und leben ein Leben in Angst, welches im Prinzip (und nur im Prinzip, noch nicht in der totalen, endgültigen Ausformung, wo es um die komplette Ausrottung unwerten Lebens geht) dem Leben im Dritten Reich ähnelt: unsere Angst ist die „Angst vor Überflüssigkeit“ – so als hätte es nie zuvor einer Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte, eine französische Revolution oder eine christliche, humanistisch orientierte Religion gegeben (siehe Süddeutsche):

„In unserer Gesellschaft sind wir extrem auf Leistung gepolt, da dürfen Angestellte natürlich niemals durchleuchten lassen, dass sie nicht 180 Prozent Gas geben. Wenn diese Menschen dann auch noch das Damokles-Schwert des drohenden Jobverlusts über sich spüren, dann geben sie schon aus reinem Selbstschutz vor, mehr zu tun, als sie wirklich leisten. Das hat mit Faulheit nichts zu tun, sondern damit, dass Menschen an ihre Grenzen getrieben werden und ihnen nichts anderes mehr übrig bleibt.“

Spüren Sie schon, wie der Geist der „Vernichtung durch Arbeit“ wieder Realität geworden ist? Merken Sie, wie Sie selbst durch fortlaufende Selbstoptimierung an ihrer eigenen Vernichtung arbeiten? Auch an ihrer physischen? Der Herzinfarkt mit 38 fällt nicht vom Himmel: da wurde vorher intensiv dran „gearbeitet“ – mit Überstunden, Leistungsdruck und Dauerängsten.

Ich könnte Ihnen noch viel erzählen über das faschistoide System des Neoliberalismus, Dinge, die sie verblüffen würden, Dinge, die einen Hitler freuen würden: Auto und Radio waren ihm enorm wichtig, deshalb hat er Volkswagen gegründet (ja: da hat Verbrechen Tradition) und Autobahnen bauen lassen, ebenso begrüßte er den Volksempfänger (siehe Spiegel): sein deutsches Volk wohnte im Eigenheim, fuhr so oft es ging mit dem Auto und hörte Radio … heute müßte man da allerdings eher den Fernseher nennen. Seltsam, wie sehr seine Vorstellung vom Alltagsleben unseren Alltag gestalten – nicht seltsam allerdings, wenn man sich erinnert, dass wir in einem neuen totalitären System leben: ihre Methoden zur „Bespaßung“ (bzw. Ablenkung) der Massen sind halt immer die gleichen. Leider haben wir nicht mehr so viele Dokumente zum Volkskühlschrank oder der Volkswohnung, die das Bild vervollständigen könnten (und auch für uns enorm wichtig sind). Auch bei uns wird „der neue Mensch“ in breiter Front als selbstverständlich in den Medien vorgestellt, beworben und als alternativloser sozialer Standard eingeführt, ohne dass wir das noch groß bemerken.

Uns läuft allerdings langsam die Zeit davon, weshalb wir uns jener neuen Qualität zuwenden müssen, die Sie ganz persönlich betrifft … und die unsere Zeit von der des Dritten Reiches qualitativ unterscheidet: früher war es der SA-Mann auf der Straße, der für „Ordnung“ sorgte (was führende Hip-Hoper heute noch begeistert) …heute haben wir den SA-Mann im Kopf. Ja – auch totalitäre Systeme entwickeln sich weiter, werden schlauer, raffinierte, hinterhältiger (wie VW zum Beispiel). Gemeint es etwas, was sich als fünfte Kolonne des Neoliberalismus von hinten nähert – in einem scheinbar spirituellen Gewande, der „Esoterik“.

Während echte Esoterik (man kann auch sagen: Religion) von den Machthabern weit an den gesellschaftlichen Rand und darüber hinaus verbannt worden ist, feiert die Tradition der „falschen Christen im Westen“ (so Alfred Schütze in seinem Werk „Das Rätsel des Bösen) beständig neue Höhepunkte in Form des „positiven Denkens“ und all seiner Spielarten, die alle das gleiche Thema haben: wer erfolglos ist, wer Probleme hat, wer arm ist, krank, einsam, allein (wobei letztere eigentlich den Dauerzustand des erfolgreichen, ständig auf Wettkampf und Konkurrenz getrimmten egoistischen neoliberalen Charakters) ist selbst schuld an seiner Misere: er denkt einfach falsch. Jeder kann es schaffen, jeder hat das Zeug dazu, wenn er nur die Parolen des Neoliberalismus (die es in verschiedenen Spielarten gibt) wortgetreu nachplappert und in sein Gehirn stanzt. Vorgegaukelt wird uns das – völlig irre und wahnhafte – Bild einer Welt, die nur aus Multimillardären bestehen wird, wenn alle nur positiv genug gedacht haben: endlose Welten mit endlosem Reichtum werden als vorhanden vorausgesetzt, um den Wahn weiter nähren zu können.

Vorbei ist die Zeit, wo man sich als „in die Welt geworfen“ verstehen durfte (Sartre) – in eine Welt, die gefallen war und der Erlösung bedurfte (Christus). Unsere Welt ist perfekt – und wer in ihr nicht zurecht kommt, ist „Waste“ – Müll, selbstverständlich arbeiten Firmen, die diese Volksratings betreiben, eng mit den Geheimdiensten zusammen, um die Herrschaft der Herrchen zu sichern(siehe Zeit).

Will man nun Widerstand leisten, so ist hier zuallererst anzusetzen – doch bei den meisten ist der Kampf schon verloren, wie man anhand des Krieges auf deutschen Autobahnen (die man eigentlich treffender Mörderbahnen nennen müßte – oder Hitlers Triumph) (siehe FAZ), des Bildungsterrors gegen die deutschen Kinder und des Statuswettkampfes in der Vorortsiedlung unschwer erkennen kann: das Auto mit dem höchsten Verletzungspotential und der höchsten Umweltverschmutzung erzielt die besten Verkaufsergebnisse – akutell gibt es das sogar mit Schutzausrüstung vor Biowaffen (siehe Chip-online).

Dann muss man erkennen, dass man in einem der denkbar schlechtesten politischen Systeme lebt: dem Totalitarismus, den wir heute mal – um seine Gefährlichkeit zu demonstrieren – Faschimus genannt haben (auch zu Recht, wie ich meine). Wenn wir dann verstanden haben, dass wir nicht Götter auf dem Ponyhof sind, sondern Opfer im Gulag, können wir anfangen über die nächsten Schritte zu sprechen – die sicher nicht angenehm und zum Wohlfühlen geeignet sind.

Oder aber wir marschieren weiter im Geichschritt, passen uns überall an, sind jederzeit und überall widerspruchslos einsetzbar, sind … schlimmer dran als die Sklaven im alten Griechenland, die sich zum Zwecke der bestmöglichsten Ausbeutung ihres Lebens nicht noch dauern selbst optimieren mussten – dafür sorgte damals noch der Sklaventreiber.

Im Rahmen der Einsparprogramme machen wir den heute selbst, sind „marktkonform, wettbewerbsfähig, selbstdiszipliniert, anpassungsbereit, flexibel, egoistisch, aktiv und unternehmerisch“ … und tun so, als ob wir niemals altern würden, leben in einem neuen totalitären System und faseln dauernd von Freiheit.

Kündigen Sie in Deutschland einfach mal grundlos ihren Ausbeutungsplatz (ohne auf Vermögen aus früheren Raubzügen zurückgreifen zu können): sie werden sehen, wie „frei“ sie dann sind.

Vogelfrei.

Quelle: http://www.nachrichtenspiegel.de/2015/10/01/der-totalitaere-alltagsfaschismus-der-neoliberalen/

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