Ein Frachtflugzeug auf dem Weg von München nach Durban (Südafrika) , muß wegen eines Defekts in Harare (Zimbabwe) zwischenlanden. Als es die Parkposition erreicht, fällt dem Bodenpersonal auf, dass aus dem Frachtraum Blut tropft, wo dann nicht nur eine Leiche gefunden wird, sondern Paletten mit Geldscheinen – 57 Tonnen südafrikanischer “Rand”.
Was klingt wie aus einem Jason Bourne Thriller geschah Mitte Februar und wäre – da die “South African Reserve Bank” den Fund als “diplomatische Fracht” deklarierte und es sich bei dem Toten “wahrscheinlich” um einen blinden Passagier handelte – auch keiner größeren Beachtung wert, zumal die zimbawischen Behörden der Maschine nach einigen Tagen den Weiterflug gestatteten.
Doch weil mein Freund und Kollege Daniel Hopsicker nun einmal der Biograph von Barry Seal ist, dem CIA-Piloten u.a. der “Iran-Contra”-Drogenflotte, klingelte es bei ihm, als er entdeckte, dass der Flieger einer Gesellschaft namens “Western Global Airlines” gehörte. Der Nachfolgerin der “Southern Air Inc.”, die zuvor als “Southern Air Transport” firmierte – und unter sämtlichen Namen für die CIA Drogen, Waffen und andere Schmuggelware transportierte.
So wie Barry Seal in den 70ern und 80ern, der einst auf seinem Zielflughafen in Mena (Arkansas) mit einer Ladung Koks und Säcken voller Dollarscheinen landete und aus Versehen verhaftet wurde – zwei Tage später war er wieder frei, nachdem Vizepräsident Bush den jungen Generalstaatsanwalt von Arkansas, einen gewissen Bill Clinton, eingeweiht hatte. Insofern ist es kein Wunder, dass sich bei Daniel Hospicker gewisse Parallelen auftaten und er über diesen merkwürdigen Zwischenfall einen Beitrag in seinem Blog verfasste.
Und wie es der Zufall will bringt am Tag, wo ich dies lese, die Post das Buch vorbei, das mir vor einem Vierteljahrhundert die Augen für eine Realität öffnete, die ich bis dahin für ein unbestätigtes Gerücht, eine Verschwörungstheorie gehalten hatte: die Drogengeschäfte der CIA. Doch “The Politics of Heroin: CIA Complicity in the Global Drug Trade” von Professor Alfred McCoy belehrte mich eines Besseren. Nicht nur wegen seiner peniblen Dokumentation der Drogengeschäfte in Laos, Kambodscha und Vietnam einschliesslich des Transports durch die CIA-eigene “Air Amercia”, sondern auch wegen der massiven Behinderungen der Veröffentlichung durch den Geheimdienst. 2003 brachte Zweitausendeins eine stark erweiterte Fassung der einstigen Dissertation des Yale-Studenten Alfred McCoy auf Deutsch heraus, die zu einem Jahrzehnte überspannenden Lebenswerk dieses Historikers gewachsen ist.
Von den Opiumkriegen in China über Vietnam bis zum aktuellen Drogenhandel in Afghanistan und Mexiko zeichnet er das gigantische globale Geschäft nach und die Rolle die es bei der Finanzierung von Warlords, Milizien und Terroristen spielt. Seit langer Zeit vergriffen ist dieser Klassiker jetzt im Westendverlag wieder erschienen. Wer den Wahnsinn des internationalen “War On Drugs” verstehen will muss dieses Buch lesen. Alfred Mc Coy: “Die CIA und das Heroin – Weltpolitik durch Drogenhandel”, Westendverlag, 760 Seiten, 24,00 http://www.westendverlag.de/buch/die-cia-und-das-heroin/
Alfred W. McCoy ist Professor für südostasiatische Geschichte an der Universität von Wisconsin in Madison. Nach dem Studium an den Universitäten Columbia und Yale schrieb er 30 Jahre über südostasiatische Geschichte und Politik. Bereits der Vorläufer dieses Buches, „The Politics of Heroin in Southeast Asia“, veröffentlicht 1972, löste eine Kontroverse aus, gilt jedoch heute als Klassiker. 2001 verlieh ihm die Association for Asian Studies den Grant-Goodman-Preis.
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