Donnerstag, 1. März 2018

Tafelreste des „Deutschland geht es gut“

Von Sebastian Müller: https://www.facebook.com/sebastian.mueller.39/posts/10215537374290939

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Jahrelang interessieren die #Tafeln und die #Armut in Deutschland keine Sau! Gab es halt irgendwie. Hartz IV und so war ja eine super Sache! Plötzlich aber, wo Flüchtlinge, für die die Tafelreste des „Deutschland geht es gut“ ursprünglich eigentlich gar nicht konzipiert waren, nicht mehr neu aufgenommen werden sollen (sind ja erst 75% Ausländer, die auch weiterhin versorgt werden), ja da ist es plötzlich ein Riesenskandal. Jetzt plötzlich ist Armut DAS Thema!

Es sagt alles, wenn man - wie dem Essener Tafel-Chef jetzt eher unfreiwillig gelungen - nur noch auf diese Weise todsicher Medien-Coups landen kann: Es muss sich irgendwie um „Flüchtlinge“ und potentiellen „Rassismus“ drehen. Das ist die pathologische Moralkeule, das schlechte Gewissen unserer Zeit. Die Notlage von Rentnern, Alleinerziehenden und Obdachlosen bleibt dabei nur störendes Beiwerk – zumindest dann, wenn sie einen deutschen Pass haben.

Handelte es sich nämlich nur um käseweiße Jacquelines und Kevins, würde das Thema wohl auch weiterhin kein Schwein interessieren – frei nach dem verbreiteten Motto der Flüchtlingshelfer-Szene, man unterstütze ausschließlich Flüchtlinge, da einheimische Menschen in Notlagen schließlich schon Chancen in ihrem Leben gehabt hätten. Wenn die nun in Verteilungskämpfe mit Flüchtlingen geraten – selber schuld, diese verdammten dunkeldeutschen Kartoffeln! Sollen sie sich benehmen und hintenanstellen!

Wenn Bundessozialministerin Katarina Barley (von der Agenda 2010-Partei SPD) allen Ernstes davon schwafelt, „Eine Gruppe pauschal auszuschließen, passt nicht zu den Grundwerten einer solidarischen Gemeinschaft. Bedürftigkeit muss das Maß sein, nicht der Pass“, dann frage ich mich, welche solidarische Gemeinschaft sie da genau meint?

Für die wohlsituierten Regenbogenmenschen und Wohlstandsschnösel vom Politestablishment bis zur Antifa braucht es also immer erst „Flüchtlinge“, bevor von „Solidarität“ geredet wird – grenzenlos, versteht sich. Soziale Missstände, Engpässe und Verteilungskämpfe? Was nicht sein darf, kann nicht sein! Warum diese Verteilungskämpfe dennoch existieren, warum die Tafeln überhaupt nötig sein müssen und was sie womöglich mit einem Versagen der staatlichen Fürsorgepflicht in einem eigentlich reichen Land zu tun haben könnten und für das allein die Politik verantwortlich ist, nun, das fragt kaum jemand – wäre ja auch zu komplex.

Die revolutionäre Tat besteht heute darin, Tafel-Busse von Menschen, die sich, mit viel zu geringen Mitteln und vom Staat alleine gelassen, ehrenamtlich engagieren, mit „Fuck Nazis“ vollzuschmieren. Wenn das wirklich alles ist, was diese aufrechten „Demokraten“, diese selbsternannten Gralshüter von „Toleranz“ und „Vielfalt“ geistig aufzubringen vermögen, um die böse rechtspopulistische Bedrohung zu bekämpfen, dann gute Nacht, oh Deutscheland.

Bei solcher geballten Ignoranz und Arroganz gegenüber den grassierenden Problemen am unteren Ende der Leiter dürfte die AfD bis zur nächsten Bundestagswahl locker zweitstärkste Kraft sein. Und manchmal ertappe ich mich bei der Frage, ob es ein Land mit dieser ekelhaften Mischung aus selbstgerechter, verlogener und heuchlerischer Moral und einem immer stärker werdenden antideutschen Ressentiment als Leitkultur vielleicht auch nicht anders verdient hat. Ein Land, dass sich selbst hasst, hasst auch seine Menschen.


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