Montag, 28. September 2020

Klassenkampf und Priesterherrschaft der Intellektuellen |


Mit 65 Jahren hatte der bedeutende Soziologe Schelsky 1977 sein Buch ‚Die Arbeit tun die anderen- Klassenkampf und Priesterherrschaft der Intellektuellen‘ geschrieben. Das Buch galt als arge Provokation. In einem Nachwort zur 2. Auflage berichtet er von den Beleidigungen, Herabsetzungen, Bedrohungen, denen er wegen seiner Gesellschaftsanalyse ausgesetzt war. Einer seiner heftigsten Gegner war Heinrich Böll. Vermutlich war damals der Begriff ‚Achtundsechziger‘noch nicht geläufig, aber letztlich ging es Schelsky um eine Auseinandersetzung mit den Anhängern der Frankfurter Schule und deren Bestreben, eine grundsätzliche Änderung der gesellschaftlichen Verhältnisse herbeizuführen. Das Heinrich Böll sein schärfster Gegner war liegt auf der Hand, man siehe dazu: ARTE-Doku über deutsche Schriftsteller im Geheimdienstgestrüpp
CIA-gesteuert: Heinrich Böll http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=10368

Die komplette Frankfurter Schule wurde gesteuert von Geheimdiensten.

Der Autor sah die demokratische Gewaltenteilung gefährdet, an die Stelle der Gewaltenteilung sollte nun der Volkswille entscheiden. Schelsky schreibt vom Widerstreit zwischen weltlicher und geistlicher Herrschaft, der die Geschichte des Mittelalters prägte. Nach seiner Meinung wiederholt sich dieser Glaubensstreit heute durch das Entstehen einer neuen Klasse der sich politische durchsetzenden Sinn-und Heilsvermittler. Das Christentum wird verdrängt, es entsteht eine ‚säkularisierte’ gesellschaftliche Religion, bei der das Individuum gegenüber der Gruppe zurückzutreten hat. All das ist in seinen Augen ein verhängnisvoller Weg, und er hatte wenig Hoffnung, dass diese Entwicklung aufgehalten werden könnte. Die religiöse Transzendenz wird durch eine ‚Transzendenz im Diesseits‘ abgelöst mit den Zielen Selbstverwirklichung und Emanzipation. Im Hinblick auf Schulen, Universitäten beklagt er, dass die Universitäten keine Gebildeten mehr hervorbrächten. Ausbildung wird mit Bildung ververwechselt. Das Private wird lächerlich gemacht. An die Stelle der Familie tritt die Gruppe. Kinder sollten sehr früh sozialisiert werden.

Dieses Buch ist mit 570 kleingedruckten Seiten nicht leicht zu lesen. Das war auch dem Autor klar, obwohl er versichert, sich an die breite Öffentlichkeit zu wenden und nicht nur an soziologisch gebildete Fachleute. Deshalb empfiehlt er, selektiv zu lesen, am besten mit den Schlusskapitel anzufangen. Es empfiehlt sich auch, einfach hinten im Namensverzeichnis nachzuschauen, um dann zu erfahren, was die einzelnen dort genannten und allgemein bekannten Persönlichkeiten mit der Thematik zu tun haben. Letztlich kann man sich auch durch die vielen Kapitelüberschriften anregen lassen. Es ist höchst interessant, anhand dieses wichtigen, wissenschaftlich präzise belegten Textes nun fast 40 Jahre später zu überprüfen, ob Schelsky recht hatte. Ihm das heute abzusprechen, dürfte kaum möglich sein.


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