Montag, 18. November 2024

Die wahren Sozialschmarotzer: Eine Kritik an Alice Weidels selektiver Währungsanalyse

Frau Weidel, Sie haben kürzlich eine bemerkenswerte Analyse der Euro-Krise präsentiert. Als promovierte Ökonomin haben Sie die Symptome durchaus präzise seziert: Die historisch einmalige Inflation mit einem Produzentenpreisindex über 30% - höher als während der Ölkrisen der 70er Jahre, die dramatische Entwicklung der Verbraucherpreise, die Sie bei bald zweistelligen Werten sehen, die systematischen Probleme der EZB-Politik mit ihrer Niedrigzinsstrategie. Sie beschreiben detailliert die Vermögenspreisinflation durch "billiges Geld", die explodierenden Immobilienpreise, die überhitzten Aktienmärkte. Sie erklären die Abwertungsspirale des Euros gegenüber anderen Leitwährungen und die dadurch steigenden Importpreise. Sie warnen vor der Abhängigkeit von ausländischen Rohstoffen und zeichnen das düstere Bild einer "sterbenden Währung".

Ihre Argumentation folgt dabei einem geschickten Muster: Sie verweisen auf die gebrochenen europäischen Verträge (Artikel 123 und 125), kritisieren die aufgeblähten Staatshaushalte im Euroraum und prophezeien, dass die EZB aus ihrer Niedrigzinspolitik nicht mehr herauskommen wird, da sonst die Haushalte der Euro-Staaten kollabieren würden. Sie warnen vor einer "dramatischen Lage" und sehen "nicht im Ansatz irgendwelche kurz- oder langfristigen Lösungen".

Soweit, so oberflächlich korrekt.

Die große Auslassung

Aber lassen Sie uns über das sprechen, was Sie verschweigen, Frau Weidel. Als Ökonomin MÜSSEN Sie die fundamentalen Mechanismen des Geldsystems kennen. Sie wissen um die private Geldschöpfung durch Banken. Sie kennen die systematische Umverteilung durch das Zinseszinssystem. Warum sprechen Sie nicht darüber?

Schauen wir auf die Zahlen, die Sie so elegant umgehen:

  • Allein in Deutschland beträgt die jährliche Zinsbelastung etwa 700 Milliarden Euro
  • Das sind monatlich rund 52-53 Milliarden Euro, die in die Taschen der Banken fließen
  • Diese Summe ist bereits in etwa 35% aller Konsumausgaben eingepreist

Die schockierende Wahrheit in Zahlen

Lassen Sie uns, Frau Weidel, die Dimensionen einmal schonungslos offenlegen:

Das Bankkartell kassiert:

  • TÄGLICH: etwa 1,9 Milliarden Euro an Zinsen
  • WÖCHENTLICH: etwa 13,5 Milliarden Euro
  • MONATLICH: etwa 53 Milliarden Euro
  • JÄHRLICH: etwa 700 Milliarden Euro

Ihre "Problemgruppe", die Bürgergeld-Empfänger, kosten:

  • TÄGLICH: etwa 104 Millionen Euro
  • WÖCHENTLICH: etwa 730 Millionen Euro
  • MONATLICH: etwa 3,2 Milliarden Euro
  • JÄHRLICH: etwa 38 Milliarden Euro

Setzen wir das in Relation:

  • Die Banken kassieren in 20 TAGEN mehr als alle Bürgergeld-Empfänger in einem JAHR
  • Was die Banken in einer WOCHE an Zinsen einstreichen, würde das Bürgergeld für FÜNF MONATE decken
  • Der TÄGLICHE Zinsgewinn der Banken übersteigt die ZWEIWÖCHENTLICHE Bürgergeld-Zahlung
  • Die MONATLICHEN Zinseinnahmen der Banken entsprechen den Bürgergeld-Kosten von EINEINHALB JAHREN

Anders ausgedrückt:

  • Für jeden Euro, den ein Bürgergeld-Empfänger erhält, kassieren die Banken 18,40 Euro
  • Mit dem Geld, das jährlich an Zinsen in die Banken fließt, könnten wir das Bürgergeld ver-18-fachen
  • Die TÄGLICHEN Zinsgewinne der Banken würden ausreichen, um 18.000 Menschen ein JAHRES-Bürgergeld zu zahlen

Lassen Sie das einen Moment sacken.

Die perfide Ablenkung

Statt diese erschreckende Schieflage zu thematisieren, ziehen Sie es vor, gegen die Schwächsten der Gesellschaft zu wettern. Sie sprechen von "notwendigen Kürzungen" beim Bürgergeld, während das Bankkartell MONATLICH mehr verschlingt als alle Bürgergeld-Empfänger im JAHR kosten.

Ist das Ihr Ernst, Frau Weidel?

Mit dem Geld, das jährlich durch das Zinssystem umverteilt wird, könnten wir:

  • Das 12-fache an Bürgergeld-Empfängern unterstützen
  • Oder jedem bestehenden Empfänger das 12-fache zahlen
  • Oder massive Investitionen in Bildung, Infrastruktur und Zukunftstechnologien tätigen

Die wahren Sozialschmarotzer

Wer sind hier also die wahren "Sozialschmarotzer"?

  • Die Banken, die durch private Geldschöpfung Milliarden aus dem Nichts erschaffen?
  • Die Finanzinstitute, die durch das Zinseszinssystem eine systematische Umverteilung von unten nach oben betreiben?
  • Oder die Bürgergeld-Empfänger, die oft Opfer genau dieses Systems sind?

Besonders perfide: Niemand weiß genau, wie viel Geld die Privatbanken tatsächlich schöpfen. Die Summen sind nicht mehr verifizierbar, die Kontrolle längst entglitten. Während jeder Cent Bürgergeld penibel dokumentiert und diskutiert wird, operiert das Bankenkartell im Dunkel nicht nachvollziehbarer Billionenbeträge.

Die entscheidende Frage

Warum, Frau Weidel, sprechen Sie nicht über diese fundamentalen Zusammenhänge? Als Ökonomin MÜSSEN Sie sie kennen. Warum lenken Sie stattdessen den Fokus auf die Opfer statt auf die Profiteure des Systems?

Ist es bequemer, nach unten zu treten, als die wahren Machtverhältnisse zu thematisieren? Oder gibt es andere Gründe für Ihre selektive Analyse?

Die Bürger haben ein Recht darauf zu erfahren, wer hier wirklich auf ihre Kosten lebt. Und es sind nicht die Bürgergeld-Empfänger, die das System ausbluten lassen, sondern ein Bankkartell, das monatlich mehr verschlingt als alle Sozialleistungen zusammen.

Es wird Zeit, dass wir diese Wahrheit aussprechen - auch wenn sie unbequem ist, Frau Weidel.

Fazit

Ihre Analyse des Euro-Problems ist nicht falsch, Frau Weidel - sie ist nur gefährlich unvollständig. Sie beschreiben die Symptome, verschweigen aber die wahre Krankheit. Und solange wir nicht über die fundamentalen Konstruktionsfehler unseres Geldsystems sprechen, solange wir die private Geldschöpfung und das Zinseszinssystem nicht als das benennen, was sie sind - nämlich die größten Umverteilungsmechanismen unserer Zeit - solange werden alle anderen Diskussionen nur Nebelkerzen bleiben.

Die wahren Sozialschmarotzer sitzen nicht beim Jobcenter, Frau Weidel. Sie sitzen in den Vorstandsetagen der Banken. Und es wird Zeit, dass wir darüber sprechen.



 


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