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Mittwoch, 26. März 2025

Der blinde Fleck in der libertären Weltsicht – Eine Antwort auf Kesslers Sozialismus-Kritik

 

Während libertäre Ideologen wie Olivier Kessler ihre marktfundamentalistische Propaganda verbreiten, leben wir in einer Realität, die ihre Theorien täglich Lügen straft. Ihr vermeintlicher "freier Markt" entpuppt sich als brutales System der Umverteilung von unten nach oben – ein Sozialismus für Milliardäre, während man den Ärmsten noch das letzte Hemd vom Leib reißt.

Was für ein verdammter Hohn! Da faselt man von der "Überlegenheit des Kapitalismus", während wir in einem System leben, in dem die Gewinne schamlos privatisiert und die Verluste gnadenlos auf die Allgemeinheit abgewälzt werden. Die Wall Street zockt? Kein Problem – der Steuerzahler springt ein! Der Konzern verbockt's? Hier, nehmt Milliarden an Subventionen! Aber wehe, ein Arbeitsloser braucht Hilfe zum Überleben – plötzlich ist das System "unfinanzierbar".

Dieser libertäre Unsinn von Kessler und Co. ist nichts als intellektuelle Bankrotterklärung. Sie ignorieren systematisch die Realität globaler Machtverhältnisse, imperialistischer Wirtschaftspolitik und der brutalen Unterdrückung alternativer Wirtschaftsmodelle. Venezuela und Kuba werden stranguliert, demokratisch gewählte sozialistische Regierungen werden weggeputscht – und anschließend erklärt man das "Scheitern des Sozialismus" zum Naturgesetz!

Und das Erbärmlichste: Während sich eine kleine Elite die Taschen vollstopft, werden die Opfer dieses Systems gegeneinander ausgespielt und die Schwächsten zu Sündenböcken gemacht. Die Hetze gegen "Sozialschmarotzer" dient nur einem Zweck: abzulenken von den wahren Parasiten dieses Systems.

Im folgenden Artikel nehme ich diesen ideologischen Mumpitz auseinander. Ich zeige, was hinter der libertären Phrasendrescherei wirklich steckt und warum wir es hier mit dem dreistesten Etikettenschwindel der Wirtschaftsgeschichte zu tun haben: einem Sozialismus für die Reichen, verkauft als "freie Marktwirtschaft".

Leseempfehlung für alle, die es satt haben, sich von selbsternannten Wirtschaftsexperten für dumm verkaufen zu lassen:

Es ist schon erstaunlich, mit welcher Selbstsicherheit libertäre Denker wie Olivier Kessler immer wieder dieselben ideologischen Schablonen über die Realität legen. In seinem jüngsten Beitrag zum "Scheitern des Sozialismus" serviert er uns altbekannte Narrative – und bleibt dabei jedem ernsthaften Kontext-Denken schuldig.

Die Lebenslüge der libertären Weltsicht

Kesslers Argumentation baut auf einem fundamentalen Trugschluss auf: Er präsentiert die globale Wirtschaftsordnung als neutrales Spielfeld, auf dem sich verschiedene Systeme "fair" messen könnten. Das ist nicht nur naiv – es ist eine bewusste Verschleierung der Realität.

Die sogenannte "Überlegenheit" des westlichen Wirtschaftsmodells basiert auf einem komplexen System aus ökonomischer, politischer und militärischer Macht:

  1. Wirtschaftliche Strangulierung unerwünschter Systeme: Venezuela wird im Artikel als Paradebeispiel sozialistischen Scheiterns angeführt – ohne auch nur ein Wort über die massiven US-Sanktionen zu verlieren, die das Land systematisch von lebenswichtigen Märkten abgeschnitten haben. Kuba steht seit über 60 Jahren unter einem brutalen Embargo. Welch eine intellektuelle Unredlichkeit, diese Länder als "Beweis" für ein inhärentes Scheitern des Sozialismus zu präsentieren!
  2. Gewaltsame Intervention gegen demokratische Alternativen: Salvador Allende in Chile, Jacobo Árbenz in Guatemala, Mohammad Mossadegh im Iran – die Liste demokratisch gewählter Regierungen, die durch westlich unterstützte Putsche gestürzt wurden, weil sie eine alternative Wirtschaftspolitik verfolgten, ist lang. Warum erwähnt Kessler diese systematische Unterbindung von Alternativen nicht?
  3. Die Doktrin der strukturellen Anpassung: Über Jahrzehnte wurden Entwicklungsländer durch IWF und Weltbank zu neoliberalen "Reformen" gezwungen, die ihre Souveränität unterminierten und sie für westliche Kapitalinteressen öffneten. Diese Politik hat in zahllosen Ländern zu sozialer Verelendung geführt – auch hierzu kein Wort im Artikel.

Die Mechanik der Marktreligion und der korporative Sozialismus für die Reichen

Kessler behauptet, der Markt sei ein überlegener Informationsmechanismus. Diese quasi-religiöse Verehrung des Marktes blendet systematisch aus:

  • Dass Märkte ohne staatliche Regulierung zu Monopolbildung und Machtkonzentration tendieren
  • Dass "freie Märkte" zur Externalisierung von Kosten neigen (Umweltverschmutzung, soziale Kosten)
  • Dass selbst angeblich erfolgreiche Marktwirtschaften massiv auf staatliche Interventionen angewiesen sind (Zentralbanken, Infrastruktur, Bildung, Forschung)
  • Dass wir längst in einem pervertierten "Sozialismus für die Reichen" leben – einem System, das Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert

Die reale Wirtschaftsgeschichte der erfolgreichen westlichen Industrieländer ist eine Geschichte staatlicher Intervention, protektionistischer Maßnahmen und strategischer Industriepolitik – nicht die Geschichte libertärer Traumtänzerei.

Der korporative Sozialismus – die wahre Realität hinter der libertären Fassade

Während Kessler den demokratischen Sozialismus verdammt, schweigt er zum tatsächlich existierenden "korporativen Sozialismus", wie ihn Anthony C. Sutton treffend analysiert hat. In diesem System werden Marktmechanismen und staatliche Macht schamlos kombiniert, um einer kleinen Elite zu dienen:

  • Bankenrettungen in Milliardenhöhe auf Kosten der Steuerzahler
  • Steuergesetze, die systematisch Großkonzerne bevorzugen
  • Regulierungen, die gezielt kleine Wettbewerber benachteiligen und Monopolbildung fördern
  • Subventionen für Großunternehmen bei gleichzeitiger Stigmatisierung individueller Sozialleistungen

In Deutschland erleben wir diese Perversion in Reinform: Während Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger als "Parasiten" diffamiert werden, fließen Milliarden an Steuergeldern in die Rettung von Banken und Konzernen. Der Staat wird zum Rückversicherer privater Profitmaximierung, während gleichzeitig libertäre Hardliner wie Markus Krall die letzten Reste des sozialen Sicherungsnetzes attackieren.

Die menschenverachtende Rhetorik gegen die Schwächsten der Gesellschaft – von der behaupteten "sozialen Hängematte" bis zur verächtlichen Darstellung von "Sozialhilfe-Müttern" – dient der bewussten Spaltung und Ablenkung von den wahren Nutznießern dieses Systems. Während ein minimales Existenzrecht für Bedürftige als unerträgliche "Belastung" gebrandmarkt wird, gelten Milliarden-Subventionen für Großkonzerne als alternativlos.

Die Verwirrung von Demokratie und Freiheit

Besonders perfide ist Kesslers Versuch, die Demokratiefrage als irrelevant für wirtschaftlichen Erfolg abzutun. Demokratie wird hier auf ein formales Verfahren reduziert, während die reale Freiheitsfrage – nämlich wer über die produktiven Ressourcen einer Gesellschaft verfügt und entscheidet – ausgeblendet wird.

Was nützt das formale Recht zu wählen, wenn transnationale Konzerne und Finanzmärkte faktisch die wirtschaftspolitischen Entscheidungen diktieren? Wenn Regierungen, die versuchen, vom neoliberalen Konsens abzuweichen, durch Kapitalflucht, Kredit-Rating-Agenturen und spekulative Angriffe auf ihre Währung diszipliniert werden?

Sozialismus jenseits der Karikatur

Was Kessler als "Sozialismus" bekämpft, ist eine Karikatur. Der demokratische Sozialismus des 21. Jahrhunderts strebt nicht nach totalitärer Planwirtschaft, sondern nach:

  • Demokratisierung wirtschaftlicher Entscheidungsprozesse
  • Gerechter Verteilung des gesellschaftlich produzierten Reichtums
  • Ökologischer Nachhaltigkeit statt zerstörerischem Wachstumszwang
  • Befreiung der Politik aus der Geiselhaft der Kapitalinteressen

Die erfolgreichen gemischten Wirtschaftssysteme in Skandinavien zeigen, dass starke soziale Absicherung, öffentliche Infrastruktur und progressive Steuersysteme mit wirtschaftlicher Effizienz vereinbar sind. Auch hierzu kein Wort in Kesslers ideologischem Pamphlet.

Die Realität einordnen

Es ist an der Zeit, ideologische Scheuklappen abzulegen und die Wirtschaftsdebatte wieder in ihren realen Kontext zu stellen:

  1. Wirtschaftssysteme existieren nicht im luftleeren Raum, sondern in einem globalen Machtgefüge.
  2. Die "Überlegenheit" des westlichen Modells wurde durch Jahrhunderte kolonialer Ausbeutung und geopolitischer Dominanz erkauft.
  3. Echte wirtschaftliche Alternativen werden systematisch bekämpft, nicht widerlegt.
  4. Während Sozialleistungen für die Ärmsten als "Verschwendung" gebrandmarkt werden, fließen Billionen an Steuergeldern in die Rettung von Banken und Konzernen.
  5. Der wahre Sozialismus unserer Zeit ist ein "Sozialismus für die Reichen" – ein System, das Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert.

Kesslers Schlussfolgerung, der Sozialismus gehöre "auf den Müllhaufen der Geschichte", zeugt nicht von wissenschaftlicher Analyse, sondern von ideologischer Verblendung. Die bittere Ironie: Während er den demokratischen Sozialismus verdammt, floriert in unserer Gesellschaft längst ein anderer Sozialismus – der korporative Sozialismus für die Elite. In diesem System werden Risiken systematisch vergesellschaftet, während Profite privatisiert werden. Es ist ein Sozialismus, der die Gesellschaft zwingt, für wenige zu arbeiten, wie Sutton es treffend analysiert.

In einer Zeit, in der die Krisen des Kapitalismus – soziale Ungleichheit, ökologische Zerstörung, demokratische Erosion – immer offensichtlicher werden, brauchen wir eine ernsthaftere Auseinandersetzung mit echten Alternativen statt intellektuell unredlicher Abwehrreaktionen.

Was wir tatsächlich auf den Müllhaufen der Geschichte werfen sollten, ist nicht die Idee des demokratischen Sozialismus, sondern das pervertierte System des korporativen Sozialismus für die Reichen, das unter dem Deckmantel der "freien Marktwirtschaft" die Fundamente unserer Gesellschaft zerfressen hat.

Es ist an der Zeit, die Systemfrage neu zu stellen – diesmal mit Blick auf die realen Macht- und Herrschaftsverhältnisse in unserer globalisierten Welt.

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