Mittwoch, 2. Oktober 2024

Die wahre Bedeutung der Demokratie: Eine historische und kritische Betrachtung von Rainer Mausfeld

Demokratie ist die radikalste Einschränkung von Macht, die es gibt, nämlich die vollständige Kontrolle und Rechenschaftspflicht jeder Form von Macht gegenüber der gesellschaftlichen Basis. Das war die eigentliche Idee der Demokratie, die heute jedoch weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Demokratie ist die härteste Form der Elitenkontrolle, die es gibt. Es ging darum, eine elitäre Verkommenheit und die Bildung parasitärer Eliten zu verhindern. Das ist die eigentliche Idee von Demokratie.

Demokratie fand nie jemand attraktiv von den Mächtigen. Demokratie war natürlich für die Machtunterworfenen immer attraktiv, weil Demokratie genau seine Quellen darin hat. Niemand möchte dem Willen eines anderen unterworfen werden. Das ist Demokratie. Das ist aber die Idee, die von den Mächtigen bekämpft und gehasst wird, denn warum sollten die Mächtigen ihre Macht in irgendeiner Weise einschränken lassen? Deswegen ist es eigentlich schon in der Logik des Begriffs völlig unlogisch, dass irgendein Mächtiger ein Loblied der Demokratie singt.

Wenn also, wie sie sagen, heute die Absurdität eintritt, dass die Mächtigen und die Machtunterworfenen gemeinsam das hohe Lied der Demokratie singen, dann muss das eine Mogelpackung sein. Kein Mächtiger wird sagen: "Das ist super, Leute, schränk doch mal bitte meine Macht ein." Die Idee ist absurd, dass irgendwelche Leute, die Macht haben, auch nur das geringste Interesse an Demokratieförderung haben. Das heißt, unser Konzept von Demokratie ist heute so weit degeneriert, dass der größte Teil der Bevölkerung überhaupt nicht mehr weiß, wozu Demokratie eigentlich da ist und warum sie entstanden ist. Die haben schon längst geschluckt, dass Demokratie heute das Gegenteil von dem bedeutet, was sie eigentlich bedeuten soll.

Wenn sie auf die Geschichte gucken, die Demokratie war vor über 2000 Jahren im antiken Griechenland erfunden, einem großen Abstraktionsschritt. Das war was ganz Tolles. Über 2000 Jahre lang galt die Demokratie unter allen Begüterten und allen Gebildeten und allen Mächtigen als etwas ganz Schlimmes. Wir haben 2000 Jahre wunderbare Bücher, die das nachzeichnen. 2000 Jahre ein Hass aller Intellektuellen und aller Mächtigen auf die Demokratie.

Vor etwa 250 Jahren passierte was Eigenes. Das eigenartige plötzlich wurde die Demokratie von etwas ganz Schlimm zu etwas Wunderbaren. So wunderbar, dass heute kaum eine Nation mehr drauf verzichten möchte, irgendwie auch Demokratie zu sein. Und Demokratie ist heute etwas so Wunderbares, dass allein nach dem Zweiten Weltkrieg Millionen Menschen dafür umgebracht wurden, weil Demokratie etwas so Wunderbares ist, dass man doch ih die Demokratie bringen muss.

Was ist eigentlich passiert? So da das vor 250 Jahren war, können wir es eigentlich ziemlich genau lokalisieren. Da hatten nämlich die Gründerväter der USA eine ganz tolle Idee. Weil die sagten, Demokratie ist etwas, was im Volk eine Faszination entfaltet. Natürlich tut es das, denn niemand möchte dem Willen eines anderen unterworfen werden. Das Volk war immer begeistert über Demokratie. Jetzt sagten die Gründerväter, die waren ja alle Großgrundbesitzer, Sklavenhalter, Bänker und so weiter und so weiter: "Das ist Demokratie, ist ein ganz tolles Wort. Das müssen wir einbauen. Da können wir nicht drauf verzichten. Das ist so toll, das könnte keine Marketingfirma für uns so toll entwerfen."

Wir müssen jetzt nur der Nachteil von Demokratie hatte Aristoteles ja auch schon rausgearbeitet. Der Nachteil von Demokratie ist, dass in einer Demokratie die Mehrheit der Armen über die Minderheit der Reichen bestimmt. Und jetzt sagt der einer der bedeutendsten, wirklich großen Gründerväter der USA, Madison sagt: "Wir müssen die Demokratie so organisieren, dass die Minderheit der Besitzenden vor der Mehrheit der nicht Besitzenden geschützt wird." Und dann sagt der Hamilton: "Ich habe ein ganz tolles Wort dafür. 1777, ich habe ein ganz tolles Wort für, wir nennen das repräsentative Demokratie." Repräsentative Demokratie bedeutet nämlich, dass die reichen Eliten das Sagen haben und das Volk darf ab und zu mal ein Zettelchen in eine Urne werfen.


 

 


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