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Dienstag, 1. April 2025

Warum die Welt kein Pokerspiel ist

 

Manchmal wünschte ich, das Leben wäre ein Pokerspiel. Dann könnte ich einfach meine Karten auf den Tisch legen und sagen: "Ich bin raus." Aber so funktioniert es nicht. Der Wahnsinn um uns herum verlangt nach unserer ständigen Teilnahme, ob wir wollen oder nicht.

Heute bin ich über ein Video gestolpert, das diese Realität perfekt illustriert. In einer gewöhnlichen Sporthalle – ein Ort, der normalerweise für Basketballspiele und Schulveranstaltungen gedacht ist – spielt sich eine Szene ab, die man früher nur in den dunkelsten Ecken des Internets gefunden hätte.

Ein erwachsener Mensch mit einer Hundemaske kriecht auf allen Vieren in einem markierten Kreis herum, während ein Mann in schwarzer Kleidung Kommandos gibt. Die maskierte Person dreht sich, bewegt sich unterwürfig, imitiert das Verhalten eines Hundes. Und das Publikum? Es applaudiert. Es bejubelt diese Vorführung, als wäre es ein kulturelles Highlight.

Dies ist kein vereinzelter Vorfall mehr. Was einst als extremer Fetisch galt, wird zunehmend normalisiert, öffentlich zelebriert und mit Applaus bedacht. Grenzen des Anstands verschwimmen, während wir hilflos zusehen müssen.

Und hier liegt die unbequeme Wahrheit: Wir können nicht aussteigen. Im Gegensatz zum Pokerspiel gibt es keinen Moment, in dem wir unsere Karten hinlegen und den Tisch verlassen können. Wir sind gezwungen, in einer Gesellschaft zu leben, die sich in Richtungen entwickelt, die viele von uns als zutiefst verstörend empfinden.

Die Welt wird zunehmend skurriler, extremer, absurder. Verhalten, das früher eindeutig als unangemessen für öffentliche Räume galt, wird normalisiert und sogar gefeiert. Die Grenzen des Akzeptablen werden ständig neu definiert, oft ohne Rücksicht auf diejenigen, die sich nach einem gewissen Maß an Normalität sehnen.

Manchmal fühlt es sich an, als lebten wir in einer kollektiven Irrenanstalt. Die Verrücktheit wird zur Norm, während die Vernunft als altmodisch gilt. Und das Schlimmste daran: Wir können nicht einfach sagen "Ich passe" und das Spiel verlassen.

In dieser neuen Realität müssen wir lernen zu navigieren. Wir müssen Wege finden, unsere eigenen Werte zu bewahren, während die Welt um uns herum immer merkwürdiger wird. Wir müssen entscheiden, wann wir unsere Stimme erheben und wann wir schweigend den Kopf schütteln.

Denn leider ist die Welt kein Pokerspiel. Es gibt keinen Ausstieg, keine Möglichkeit, die Runde zu verlassen. Wir sind alle Teilnehmer in diesem zunehmend bizarren Schauspiel, das wir Gesellschaft nennen.

Das nächste Mal, wenn ich jemanden sehe, der auf allen Vieren in einer öffentlichen Halle herumkriecht, während eine Menschenmenge applaudiert, werde ich wieder diesen Wunsch verspüren: Karten auf den Tisch legen, aufstehen und gehen. Aber ich weiß, dass ich bleiben muss. Wir alle müssen bleiben. Und vielleicht ist es an der Zeit, darüber nachzudenken, wie wir die Regeln dieses Spiels ändern können, bevor es völlig außer Kontrolle gerät.

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