Montag, 18. Januar 2016

Genmanipulierte Hilfslieferungen nach Äthiopien

Die heutige Notlage Afrikas ist nicht Folge des Scheiterns, sondern des „Erfolges“ der Politik zur Kontrolle der Nahrungsmittelversorgung in den vier Jahrzehnten der Globalisierung, in dem so weit gegangen wird, dass Nahrungsmittel als Waffe eingesetzt werden, sowohl durch Dumping angloamerikanischer und europäischer Hilfslieferungen als auch durch genetisch manipuliertes ungeprüftes Saatgut. Jean Ziegler geht so weit und sagt “Banken und Konzerne sind Massenmörder „ – da hat er den Nagel auf den Kopf getroffen. Alle fünf Sekunden stirbt ein Kind an Hunger – das lässt Jean Ziegler nicht ruhen. Um den Aussagen Ziegler Faktenmaterial hinzuzufügen hier ein etwas längerer Auszug aus dem Buch von Michel Chossudovsky „Global Brutal“ - Der entfesselte Welthandel, die Armut, der Krieg. (S.162-165)

Genmanipulierte Hilfslieferungen und patentiertes Saatgut.
Die USA hatten einen bequemen Mechanismus gefunden, um ihre Lager von genmanipuliertem Getreide zu entsorgen. Die Konzerne kauften nicht nur die äthiopischen Exporte auf, sondern verdienten auch noch an der Bereitstellung von Hilfslieferungen von Getreide zurück nach Äthiopien: Während der Hungersnot von 1998 bis 2000 erhielten Giganten des Getreidehandels wie Archer Daniels Midland und Cargill Inc. einträgliche Aufträge für Maislieferungen.

Die in kriegsverwüsteten Ländern abgestoßenen US-Getreideüberschüsse dienen auch dazu, die Landwirtschaft armer Länder zu schwächen. USAID »spendete« 1999 und 2000 etwa 500.000 Tonnen Mais und Maisprodukte an Hilfsorganisationen, darunter das World Food Programme, das eng mit dem US-Landwirtschaftsministerium zusammenarbeitet. Mindestens 30 Prozent dieser Lieferungen, die von US-Agrarkonzernen beschafft wurden, bestanden aus überschüssigen Beständen genetisch manipulierten Getreides.

Befördert durch den Grenzkrieg mit Eritrea und das Elend von Tausenden von Flüchtlingen, floss so kontaminierte Nahrungsmittelhilfe nach Äthiopien, die den einheimischen Genpool und die Kulturpflanzen des Landes bedrohte. Die Hilfslieferungen dienten den Nahrungsmittelgiganten gleichzeitig als Einfallstor, um die Kontrolle über Äthiopiens Saatgutbanken zu erringen. »Afrika«, so stellte die Umweltorganisation Biowatch Südafrika fest, »wird als Mülleimer der Welt behandelt ... ungetestete Nahrungsmittel und Saatgut zu spenden ist kein Akt der Freundlichkeit, sondern ein Versuch, Afrika noch weiter in die Abhängigkeit von ausländischer Hilfe zu locken.«"

Darüber hinaus floss ein Teil der Nahrungsmittelhilfe in das Programm »Nahrung für Arbeit«, das dazu diente, die heimische Produktion noch weiter zugunsten von Getreideimporten zu schwächen. Im Rahmen dieses Programms wurden verarmte und landlose Bauern im Tausch gegen gespendeten US-Mais zur Arbeit in ländlichen Infrastrukturprojekten herangezogen.

In der Zwischenzeit ging das Einkommen kleiner Kaffeebauern schlagartig zurück. Während Pioneer Hi-Bred sich in der Saatgutverteilung und Vermarktung positionierte, drang die Cargill Inc. durch ihre Tochter Ethiopian Commodities in den Markt für Getreide und Kaffee ein." Bei den über 700.000 Kleinbauern mit weniger als zwei Hektar Land, die zwischen 90 und 95 Prozent des äthiopischen Kaffees produzierten, führte die Deregulierung der landwirtschaftlichen Kredite in Verbindung mit geringen Abnahmepreisen zu steigender Verschuldung und Landlosigkeit, besonders in Ostgojam, dem Brotkorb Äthiopiens.

Die Agrarkonzerne eigneten sich die traditionelle Saatgutvielfalt Äthiopiens an (Gerste, Teff, Kichererbsen, Sorghumhirse usw.), veränderten sie genetisch und ließen sich die veränderten Sorten patentieren: »Statt Entschädigung und Respekt bekommen die Äthiopier heute ... Rechnungen von ausländischen Unternehmen, die sich einheimische Arten >patentieren< ließen und nun Bezahlung für ihre Verwendung verlangen. Die Grundlagen dafür hatte das Privatisierungsprogramm von IWF und Weltbank gelegt. Heute schätzt man, dass etwa 8 Millionen Menschen allein nur in Äthiopien der Gefahr zu verhungern - ausgesetzt sind.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen