Mittwoch, 1. Januar 2025

Wenn 'Aufklärer' im Dunkeln tappen: Wie bessere Löhne angeblich Hitler besiegtent

Es fällt mir nicht leicht, diese Kritik zu äußern, denn der Experte, um den es hier geht, hat in der Vergangenheit durchaus bemerkenswerte und fundierte Analysen vorgelegt. Gerade deshalb ist es umso erstaunlicher und geradezu rätselhaft, was er in einem kürzlich veröffentlichten Gespräch von sich gab. Aus Respekt vor seinen früheren Arbeiten und Verdiensten möchte ich seinen Namen hier nicht nennen. Doch seine These, Hitler habe den Zweiten Weltkrieg verloren, weil Amerika "bessere Löhne zahlte", mehr Freiheit' hatte und im 'Geheimdienstspiel' überlegen war, kann so nicht unwidersprochen bleiben.

Während dieser "Experte" von Löhnen fantasiert, enthüllte George Friedman, Gründer von Stratfor, 2015 vor dem Chicago Council on Global Affairs die knallharte Realität: "Das primordiale Interesse der USA, für das wir die Kriege - den Ersten, den Zweiten und den Kalten Krieg - geführt haben, war die Beziehung zwischen Deutschland und Russland. Denn vereint sind sie die einzige Macht, die uns bedrohen könnte."

Angesichts solch offener Worte muss jedem, der seinen Verstand nicht vollständig der Propaganda der letzten 70 Jahre geopfert hat, klar sein: Hier ist nichts, aber auch gar nichts zufällig entstanden. Alles verlief nach den präzisen Plänen, die das angloamerikanische Establishment in seinen Denkfabriken ausgearbeitet hatte. Geopolitische Kriege werden immer über Bande gespielt, ausnahmslos. Hier wird nichts dem Zufall überlassen.

Wer heute noch glaubt, Hitler sei wie Phönix aus der Asche aufgestiegen, weil in Deutschland durch den Versailler Vertrag bittere Armut geherrscht habe, der sollte dringend einen Therapeuten aufsuchen. Hätte es diesen Vertrag nicht gegeben, wäre Deutschland dasselbe Schicksal ereilt - nur über einen anderen Mechanismus. Übrigens wurde Hitler auch nicht demokratisch gewählt, sondern über Hindenburg und Co. an die Macht geputscht. Wer dahinter steckte? Diese Frage überlassen wir dem geneigten Leser.

Und noch absurder wird es, wenn man sich fragt, wie es überhaupt möglich war, dass Hitler eine Vier-Millionen-Mann-Armee aufstellen, die Rüstungsindustrie massiv ausbauen und Blitzkriege vorbereiten konnte - und das alles unter den Augen der Siegermächte, die angeblich jede Entwicklung in Deutschland kontrollierten. Die Wahrheit ist: Man ließ ihn gewähren. Die Kriegsmaschinerie wurde ganz offen aufgebaut, mit Unterstützung und Finanzierung durch das angloamerikanische Establishment - von Tag eins an. Von "Geheimdienstunterlegenheit" zu sprechen ist angesichts dieser Tatsachen geradezu lächerlich.

Renommierte Historiker wie Antony Sutton und Guido Giacomo Preparata haben akribisch nachgewiesen, wie amerikanische Banken und Konzerne beide Seiten finanzierten und technologisch unterstützten. Die Vorstellung eines "unabhängigen Geheimdienstspiels" ist so absurd wie die Behauptung, der Zweite Weltkrieg sei wegen amerikanischer Lohnpolitik entschieden worden.

Friedman macht heute noch unverhohlen klar, dass diese Politik fortbesteht: "Die USA können Eurasien nicht besetzen [...] aber wir haben die Fähigkeit, verschiedene konkurrierende Mächte zu unterstützen, damit sie sich auf sich selbst konzentrieren." Eine Politik, die er selbst als "zynisch" und "sicherlich nicht moralisch" bezeichnet - die aber "funktioniert".

Angesichts solcher Aussagen von höchster Stelle wirkt die "Lohn-These" unseres selbsternannten Aufklärers wie ein schlechter Witz. Die Geschichte des 20. Jahrhunderts war keine Frage von Gehaltszetteln oder einzelnen Geheimdienstoperationen - sie war und ist eine Frage knallharter Machtpolitik zur Kontrolle Eurasiens.

Wer heute noch mit "besseren Löhnen" als Erklärung für weltpolitische Entwicklungen daherkommt, betreibt bestenfalls naive Geschichtsklitterung. Die Realität ist weitaus brutaler - und wird von den wahren Strategen erstaunlich offen ausgesprochen.

Wie systematisch diese Politik angewandt wird, zeigt Friedmans Verweis auf die Reagan-Ära: "Die Politik, die ich empfehlen würde, ist die, die Ronald Reagan gegenüber Iran und Irak anwandte - er finanzierte beide Seiten, damit sie gegeneinander kämpfen und nicht gegen uns." Eine Strategie, die er selbst als "zynisch" und "nicht moralisch" bezeichnet - die aber "funktioniert

Das Muster ist immer dasselbe - ob im Iran-Irak-Krieg der 1980er Jahre oder im Zweiten Weltkrieg: Die Strategie des "divide et impera" (teile und herrsche) wird konsequent angewandt. Vor diesem Hintergrund erscheint die Geschichte des 20. Jahrhunderts in einem ganz anderen Licht als in den simplifizierenden Erklärungen mancher "Aufklärer



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen