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Mittwoch, 5. Februar 2025

Der Professor und die Kunst der monetären Täuschung

 

Brillant, wie unser geschätzter Professor uns wieder einmal die Kunst der selektiven Empörung vorführt! Da steht er, der akademische Leuchtturm der YouTube-Universität, und erklärt uns mit professoraler Gravitas die schockierende Erkenntnis, dass Wasser nass ist – pardon, dass die EZB möglicherweise nicht ganz optimal handelt.

Wie wunderbar er dabei um den heißen Brei herumtanzt! Da werden Staatsanleihen und Strohmann-Konstruktionen seziert, während das eigentliche Mysterium unseres Geldsystems – diese magische Kunst der Geldschöpfung aus dem Nichts – dezent im akademischen Nebel verschwindet.

Aber warten Sie, es wird noch besser! Während er in seinen Videos den besorgten Systemkritiker mimt, propagiert er in seinen Büchern allen Ernstes die digitale Totalüberwachung als Lösung unserer Probleme. Chapeau, das nenne ich mal geschicktes Doppelspiel!

Seine 'revolutionäre' Idee? Ein digitales Geldsystem, das praktisch jeden Bürger zum Mini-Kapitalisten machen soll. Wie charmant - statt das System zu ändern, will er einfach alle zu dessen Komplizen machen. Nach dem Motto: Wenn schon Knechtschaft, dann bitte digital und für alle!

Besonders köstlich ist seine besorgte Miene, wenn er von 'werthaltigen Dingen' im Geldsystem schwärmt. Schauen wir uns doch mal die brutale Realität an: Ein Familienvater nimmt einen Kredit über 150.000€ auf - Geld, das die Bank einfach aus dem Nichts erschafft. Bei aktuell 4,5% Zinsen bedeutet das: monatlich 950€ für 20 Jahre. Die Gesamtforderung der Bank: etwa 228.000€ - also 78.000€ reine Zinsen für... ja, wofür eigentlich? Für Geld, das nie existierte?

Aber es kommt noch besser: Nach zehn Jahren kann die Bank die Zinsen bei der Anschlussfinanzierung auf 6% oder mehr erhöhen. Die monatliche Belastung steigt drastisch. Dann der Schicksalsschlag: schwere Krankheit. Kann die höheren Raten nicht mehr bedienen. Was macht unsere 'wertorientierte' Bank? Kassiert das Haus ein!

Die perfide Rechnung: Die Bank erschafft Geld aus dem Nichts, kassiert jahrelang Zinsen UND schnappt sich am Ende ein echtes Haus als Bonus. Ein Haus, das sie dem nächsten verzweifelten Häuslebauer für denselben perversen Deal andrehen kann. Verlust für die Bank? Null. Gewinn? Ein Haus plus bereits kassierte Zahlungen. Verlust für die Familie? Alles - das bereits Gezahlte, das Haus, die Ersparnisse und die Würde gleich mit.

Aber über solche 'Details' des realen Lebens verliert unser Professor kein Wort. Zu unbequem, zu real, zu wenig theoretisch. Lieber schwadroniert man über abstrakte 'Werthaltigkeit' und träumt vom digitalen Paradies, in dem jede Transaktion überwacht und jeder Cent nachverfolgbar ist. Vielleicht ist der akademische Elfenbeinturm zu hoch, um das systematische Unrecht am Boden noch wahrzunehmen. Oder bequemer, es nicht zu sehen?

Mit der Präzision eines Geheimagenten umschifft er jeden Gedanken an die fundamentale Absurdität eines Systems, in dem sich immer jemand verschulden MUSS, damit es überhaupt funktioniert. Stattdessen bekommen wir eine herrlich harmlose Kritik an der 'unkonventionellen Geldpolitik' – als ob die 'konventionelle' weniger absurd wäre.

Der wahre Genius liegt in der Kunst, mit der er die Zinsproblematik ignoriert. Kein Wort darüber, dass jeder Einkauf zu einem Drittel aus Zinsen besteht. Aber hey, warum sollten wir uns auch mit solchen Details aufhalten, wenn wir stattdessen über die EZB schimpfen können? Und natürlich verschweigt er geflissentlich, dass sein digitales Wunderland die ultimative Verwirklichung feuchter Bankerträume wäre: totale Kontrolle über jeden Geldfluss.

Und dann diese spieltheoretischen Einwürfe! Genial, wie er komplexe Machtverhältnisse auf niedliche chinesische Strategeme reduziert. Wer braucht schon eine Analyse des Finanzsystems als Machtinstrument, wenn man stattdessen historische Analogien bemühen kann?

Das eigentliche Meisterstück aber ist die Vermarktung: In Videos kritisiert er das System gerade scharf genug, um glaubwürdig zu wirken, während er in seinen Büchern die digitale Knechtschaft als Befreiung verkauft. Eine PR-Strategie, die selbst Machiavelli vor Neid erblassen ließe!

Das Sahnehäubchen ist natürlich die unvermeidliche Bucherwähnung und der gut sortierte Amazon-Shop. Denn was wäre eine systemkonforme Kritik ohne die Möglichkeit, sie zu monetarisieren? Der Professor weiß: Auch Systemkritik muss sich rechnen!

Hunderttausende Klicks später sind wir alle ein bisschen klüger – oder zumindest in dem Glauben, es zu sein. Das System dankt für diese Form der 'Kritik', die so wunderbar ungefährlich ist, dass sie sogar auf YouTube bestehen kann. Und während wir uns an seiner 'mutigen' EZB-Kritik berauschen, schleicht sich sein digitales Trojanisches Pferd durch die Hintertür.

Ein wahres Meisterwerk der akademischen Kunst, viel zu reden, ohne das System zu gefährden – und dabei noch die totale digitale Kontrolle als Befreiung zu verkaufen. Chapeau, Herr Professor! Das nenne ich mal gelungenes Infotainment im Dienste der Systemstabilität. Orwell hätte seine helle Freude.


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