Lohnnebenkosten!
Wir müssen die Lohnnebenkosten senken, um international
bestehen zu können.
Diese Aussage ist Zynismus pur. Wir sind Exportweltmeister.
Die Darstellung der Arbeitgeberverbände und Politiker hört sich immer so an,
als bestehe Produktion aus reinen Lohnkosten. Tatsächlich macht je nach
Unternehmen der Anteil der Lohnkosten nur ein Minimum aus.
Um das mal zu verdeutlichen Die Großbäckerei Kamps baut in
Lüdersdorf ein neues Werk. Dieses Werk soll 250 Beschäftigte haben, die 95.000
Tonnen Mehl im Jahr verarbeiten, das sind ca. 320 Tonnen täglich. Damit werden
neben den so genannten Aufbackwaren für Supermärkte die Marken Golden Toast und
Lieken Urkorn hergestellt. Beliefert werden der Lebensmitteleinzelhandel in
Berlin und Hamburg sowie in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.
Täglich müssten dazu 800 Filialen angefahren werden. Haben Sie eine Vorstellung
davon, wie viele Backwaren da täglich hergestellt und in 3 Regionen verteilt
werden.
320 Tonnen Mehl das entspricht 320.000 Broten a 2 Pfund oder
1 Kg, wenn man nur das reine Mehlgewicht rechnet. Um jedoch einen Teig
herzustellen, muss ich dem Mehl andere Bestandteile hinzufügen: Wasser Hefe
etc. Also stimmt die Rechnung nicht mehr so ganz. Von einem Fachmann habe ich
die Information bekommen, dass aus einem Kg Mehl 1,650 Kg Teig entstehen.
Nehmen wir mal an, von den 320 Tonnen Mehl täglich werden 100 Tonnen für
Brötchen verwendet und er bekäme pro Brötchen 0,10 Euro. Das ergäbe pro Kilo
Mehl plus Wasseranteil = 1,65 Kg = 30 Brötchen (a 55 gr. [Teig]) mal 100.000 kg
Mehl = 3 Millionen Brötchen oder Tagesumsatz von 300.000 €.
Dann könnte er mit dem Umsatz der Brötchen innerhalb von ca.
4 Tagen die Gehälter der Mitarbeiter für den ganzen Monat finanzieren. Jetzt
rechnen Sie mal nach, wie hoch der anteilige Lohn bei der Verarbeitung der
gesamten Mehlmenge im Monat ist. Mehl, ja sogar das Wasser und Hefe kosten
natürlich auch Geld, ebenso die Energiekosten u.s.w., aber diese Kosten haben
nichts mit Lohnkosten zu tun. Lohnstückkosten sind der rein durch den Lohn der
Mitarbeiter entstandene Kostenanteil am fertigen Produkt.
Jeder weiß, dass die Kamps-Bäckerei von Barilla übernommen
wurde. Grund der Übernahme war unter anderem die hohe Verschuldung der Kamps
AG. Haben Sie schon jemals bei einem Arbeitgeberverbandspräsidenten oder einem
Politiker gehört, dass der Kostenanteil an einer Produktion wegen der Zins- und
Tilgungslasten zu hoch wäre? Obwohl es viele Unternehmen gibt, bei denen diese
Kosten ein Mehrfaches der Lohnnebenkosten ausmachen.
Noch etwas sollten Sie sich fragen. Stellen Sie sich vor,
statt Kamps würden, wie früher, Bäcker die Bevölkerung mit den Backwaren
versorgen. Die von Kamps täglich verarbeitete Menge an Mehl würde reichen,
1.000 Bäckern eine Lebensgrundlage zu bieten, die dazu noch jeder mindestens
einen Gesellen und eine Verkäuferin einstellen müssten. Die Preise würde das
nur unmaßgeblich tangieren, aber die Zahl der Beschäftigten hätte sich
verzwölffacht. Im Umkehrschluss könnte man sagen: Kamps sorgt in der Region für
zusätzlich 2.750 Arbeitslose.
Ich erspare mir weitere Aufzählungen, weil jeder weiß, was
ich meine.
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