In einem oft zitierten Ausspruch verhöhnt Ayn Rand die politische Linke mit den Worten: "[Die Linken] glauben immer noch, dass Geld die Wurzel allen Übels ist - außer Steuergeld, was die Lösung aller Probleme ist." Dieses Zitat offenbart nicht nur den beißenden Sarkasmus der selbsternannten Philosophin, sondern auch die gefährliche Ideologie, die sich dahinter verbirgt.
Die Wurzeln des Übels
Wer war diese Frau, die heute von Libertären als Ikone verehrt wird? Ayn Rand, geboren als Alissa Sinowjewna Rosenbaum in St. Petersburg, erlebte als Kind die russische Revolution und die Enteignung ihrer Familie. Diese traumatische Erfahrung prägte ihre spätere Entwicklung zur radikalen Verfechterin eines entfesselten Kapitalismus. Doch statt die komplexen Zusammenhänge zwischen Macht, Geld und gesellschaftlicher Verantwortung zu analysieren, flüchtete sie sich in eine simplifizierte Weltsicht: Der absolute Individualismus wurde ihr zur Religion, die Ablehnung jeder Form von Gemeinschaft zum Dogma.
Der gefährliche Siegeszug des Libertarismus
Heute, in Zeiten wachsender Unsicherheit und Staatsverdrossenheit, erleben wir eine Renaissance dieser menschenfeindlichen Ideologie. Von Argentiniens Präsident Javier Milei bis zu deutschen FDP-Politikern wie Christian Lindner - überall wird der "freie Markt" als Allheilmittel gepriesen. Dabei ist die Rechnung einfach: Erst wird der Staat systematisch ausgehöhlt und geschwächt, um dann sein "Versagen" als Beweis für die Überlegenheit des ungezügelten Marktes zu präsentieren.
Die bittere Wahrheit
Was die Anhänger dieser Ideologie verschweigen: Ein System ohne gesellschaftliche Solidarität, ohne funktionierende öffentliche Infrastruktur, ohne soziale Absicherung würde die Mehrheit der Menschen in die Abhängigkeit einer kleinen Elite treiben. Das Mantra "Jeder ist seines Glückes Schmied" verkennt die Realität einer Gesellschaft, in der Chancen und Ressourcen höchst ungleich verteilt sind.
Besonders perfide: Das aktuelle Geldsystem, kontrolliert von privaten Bankkartellen, die Geld aus dem Nichts schöpfen und gegen Zinsen verleihen, wird von den Libertären nicht etwa kritisiert - nein, sie fordern noch weniger Regulierung, noch mehr "Freiheit" für genau jene Kräfte, die unsere Gesellschaft spalten.
Der Ausweg
Wir brauchen keine libertäre Dystopie, sondern eine Rückbesinnung auf die Kraft der Gemeinschaft. Statt den Staat zu dämonisieren, müssen wir ihn demokratisch erneuern und in den Dienst des Gemeinwohls stellen. Wir brauchen:
- Eine Reform des Geldsystems, das dem Gemeinwohl dient, nicht privaten Profitinteressen
- Starke öffentliche Infrastruktur in Bereichen wie Gesundheit, Bildung und Verkehr
- Soziale Sicherungssysteme, die niemanden zurücklassen
- Wirksame Regulierung der Finanzmärkte
Fazit
Ayn Rands Ideologie ist keine Philosophie der Freiheit, sondern eine Rechtfertigung sozialer Rücksichtslosigkeit. In Zeiten wachsender Ungleichheit und globaler Herausforderungen brauchen wir nicht weniger, sondern mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt. Lassen wir uns nicht von falschen Propheten blenden, die im Namen der "Freiheit" die Grundlagen unseres sozialen Zusammenlebens zerstören wollen.
Der Libertarismus ist keine Lösung - er ist Teil des Problems. Es wird Zeit, dass wir diese gefährliche Ideologie als das entlarven, was sie ist: Ein Angriff auf die Grundlagen unserer Demokratie und unseres sozialen Zusammenlebens.
Korrigierende Anmerkung : Rands Aussage zeigt ihre mangelnde Fähigkeit zur Differenzierung. Aber nicht nur sie irrt - die Linken haben das Geldsystem und seine fundamentale Bedeutung nie wirklich als problematisch erkannt. Im Gegenteil - sie haben das bestehende Geldsystem sogar mitgetragen, während sie sich auf die Produktionsmittel fokussierten. Dabei übersahen sie, dass das Geldsystem selbst die übergeordnete Struktur darstellt, die alle Akteure - auch die Inhaber der Produktionsmittel - in ihren Handlungsmöglichkeiten bestimmt und begrenzt. Dies wird besonders deutlich, wenn man bedenkt, dass kommunistische Systeme wie die Sowjetunion, die DDR oder China im Kern das gleiche Geldsystem wie der Westen verwendeten - mit Zentralbanken, Kreditgeldschöpfung und zinsbasierter Geldwirtschaft. Rands vereinfachende Polemik gegen 'die Linken' offenbart damit nicht nur die Oberflächlichkeit ihrer eigenen Analyse, sondern auch ihr fundamentales Missverständnis der marxistischen Ideologie.
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