Die Sprache der Macht ist subtil und durchdringend. Wenn wir von "Herdenimmunität" und "Impflingen" sprechen, verwenden wir unreflektiert eine Sprache, die Menschen zu Nutztieren degradiert. Diese Wortwahl ist kein Zufall – sie steht in einer langen Tradition der sprachlichen Entmenschlichung, die stets als Wegbereiter für Unterdrückung und Zwangsmaßnahmen diente.
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts lieferte Gustave Le Bon mit seiner "Psychologie der Massen" das theoretische Fundament für eine systematische Herabwürdigung der Bevölkerung. Seine Begriffe wie "Massenseele" und "Massenmensch" reduzieren Individuen zu einer gesichtslosen Masse. In seiner zutiefst verachtenden Sprache beschreibt er diese Masse als "primitiv", "triebhaft", "irrational" und "leicht beeinflussbar" - eine Rhetorik, die Menschen in Gruppen grundsätzlich ihre Würde und Vernunft abspricht. Diese Denkweise hat sich nicht nur in unsere institutionellen Strukturen eingeschrieben - sie wurde und wird aktiv als Instrument der Kontrolle eingesetzt.
Die Corona-Pandemie hat diese sprachlichen Machtstrukturen in erschreckender Deutlichkeit offengelegt. Als über eine allgemeine Impfpflicht diskutiert wurde, sprach man von "Herdenimmunität" als Ziel – als wären Menschen eine Viehherde, die es zu verwalten gilt. Der Begriff "Impflinge" machte Menschen zu passiven Objekten medizinischer Intervention. Wer sich diesem Narrativ widersetzte, wurde als "Querdenker" oder "Gefährder" stigmatisiert – klassische Strategien der sprachlichen Ausgrenzung und Entmenschlichung.
Die Rhetorik erreichte dabei Dimensionen, die an dunkelste Zeiten erinnern: Wenn Jan Böhmermann Kinder mit Pestratten vergleicht, wenn die Satirikerin Sarah Bosetti Ungeimpfte als "Blinddarm" bezeichnet, der "nicht essentiell für das Überleben des Gesamtkomplexes" sei, oder wenn der Journalist Nikolaus Blome fordert, man müsse Ungeimpfte "wie Blinddärme der Gesellschaft einfach entfernen" – dann zeigt sich darin die ganze Brutalität dieser entmenschlichenden Sprache. Diese Rhetorik der Ausmerzung "unwerten Lebens" hat in der deutschen Geschichte eine erschreckende Tradition, die offenbar bis heute nachwirkt.
Während die akademische Elite in ihren "Wissenschaftstempeln" diese Sprache prägt, wird sie durch Medien und Bildungsinstitutionen wie ein Virus in die Gesellschaft getragen. Die "Lieschen Müllers" dieser Welt – die arbeitende Bevölkerung – übernehmen diese Begriffe unbewusst, ohne ihre entmenschlichende Wirkung zu erkennen. Mainstream-Medien fungieren dabei als willige Verstärker dieser Machtsprache, indem sie kritiklos Begriffe wie "Durchimpfung der Bevölkerung" übernehmen – eine Formulierung, die man sonst nur aus der Massentierhaltung kennt.
Besonders perfide ist die Selbstverständlichkeit, mit der diese Sprache verwendet wird. Wie ein schleichendes Gift hat sich diese Ausdrucksweise in unseren Alltag eingeschlichen. Wir sprechen von Menschen als "Fällen", von Körpern als "Material", von Individuen als "Masse" – und merken nicht einmal, wie sehr wir uns damit selbst zu Objekten einer technokratischen Verwaltungsmaschinerie degradieren.
Was in medizinischen Fachzeitschriften als wissenschaftliche Neutralität daherkommt, ist in Wahrheit die Sprache einer Elite, die Kontrolle durch Entmenschlichung ausübt. Sie schafft Distanz, rechtfertigt Zwangsmaßnahmen und macht aus Menschen verwaltbare Einheiten. Die Parallelen zwischen Le Bons Massenpsychologie und der aktuellen medizinisch-administrativen Sprache sind dabei kein Zufall – sie sind Ausdruck eines Systems, das Menschen als Verfügungsmasse behandelt.
Ein erster Schritt zur Befreiung wäre es, diese Sprache als das zu erkennen, was sie ist: ein Instrument der Macht und Kontrolle. Denn wer Menschen sprachlich zu einer Herde macht, bereitet den Weg für ihre Behandlung als Herde. Die Geschichte hat uns gelehrt, wohin solche Entmenschlichung führen kann. Es ist höchste Zeit, dass wir uns eine neue Sprache erkämpfen – eine, die jeden Menschen als selbstbestimmtes Individuum würdigt und respektiert.
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