In einer Zeit, in der digitale Zahlungsmethoden immer mehr an Bedeutung gewinnen, mehren sich die Stimmen, die eine vollständige Abschaffung des Bargelds fordern. Doch was auf den ersten Blick nach einem Schritt in Richtung Modernisierung aussieht, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als massiver Eingriff in unsere persönliche Freiheit und Privatsphäre.
Die Forderung nach bargeldlosem Bezahlen
Kürzlich sorgte eine Aussage von Florian Köbler, dem Vorsitzenden der Deutschen Steuergewerkschaft, für Aufsehen. Er fordert, dass bargeldloses Bezahlen in Deutschland verpflichtend eingeführt werden soll - selbst für alltägliche Käufe wie Brötchen beim Bäcker oder ein Bier am Kiosk. Köbler, der im Beratergremium der Bundesregierung sitzt, argumentiert, dass weniger Bargeldzahlungen zu weniger Steuerhinterziehung führen würden.
Konkret schlägt er vor, dass jeder Betrieb in Deutschland mit einem Jahresumsatz von mehr als 25.000 Euro verpflichtet werden soll, bargeldlose Zahlungen anzubieten. Diese Forderung richtet sich besonders an kleinere, oft als "bargeldintensiv" bezeichnete Betriebe wie Bäckereien, Metzgereien, Eisdielen, Kioske, Friseursalons und das KFZ-Gewerbe.
Die vermeintlichen Vorteile
Die Befürworter dieser Maßnahme argumentieren hauptsächlich mit der Bekämpfung von Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit. Köbler schätzt, dass dem Staat jährlich bis zu 70 Milliarden Euro durch solche illegalen Praktiken entgehen. Zudem wird oft auf andere Länder verwiesen, wie beispielsweise Shanghai, wo bargeldloses Bezahlen bereits weit verbreitet ist.
Die Drahtzieher hinter den Kulissen
Es ist wichtig zu verstehen, wer von einer bargeldlosen Gesellschaft profitieren würde. Neben dem Staat, der eine vollständige Kontrolle über finanzielle Transaktionen erlangen würde, sind es vor allem Banken und Finanzdienstleister, die ein großes Interesse daran haben. Sie würden von erhöhten Transaktionsgebühren und der Möglichkeit profitieren, umfassende Daten über das Konsumverhalten der Bürger zu sammeln und zu monetarisieren.
Die rechtliche Problematik
Die Rechtsanwältin Patrizia Lederer weist zu Recht darauf hin, dass ein Bargeldverbot oder eine Verpflichtung zur Annahme bargeldloser Zahlungen einen erheblichen Eingriff in die unternehmerische Freiheit darstellt. Diese Freiheit ist sowohl im deutschen Grundgesetz als auch in der Europäischen Grundrechtecharta verankert. Es muss jedem Unternehmen freistehen, selbst zu entscheiden, wie es seine Geschäfte führt - einschließlich der Frage, welche Zahlungsmethoden es akzeptiert.
Warum Bargeld unverzichtbar ist
- Freiheit und Privatsphäre: Bargeld ermöglicht anonyme Transaktionen und schützt vor umfassender Überwachung unseres Kaufverhaltens.
- Schutz vor Datenmissbrauch: Mit Bargeld verhindern wir die Weitergabe sensibler Kaufinformationen, etwa an Krankenkassen oder Werbenetzwerke.
- Unabhängigkeit von Technologie: Bei Stromausfällen oder technischen Störungen funktioniert Bargeld weiterhin problemlos.
- Finanzielle Inklusion: Bargeld ist für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich, unabhängig von Alter oder technischem Verständnis.
- Kontrolle über persönliche Ausgaben: Die physische Repräsentation von Geld erleichtert das Budgetmanagement und hilft, Überschuldung zu vermeiden.
- Schutz vor staatlichem Zugriff: Bargeld verhindert die vollständige Kontrolle des Staates über private Finanzen und schützt vor möglichem Missbrauch durch autoritäre Regime.
- Resilienz in Krisenzeiten: Bargeld funktioniert unabhängig von der Stabilität des Bankensystems und ist wichtig bei Bankenkrisen oder Cyberangriffen.
Fazit: Bargeld ist ein Stück Freiheit
Die Abschaffung des Bargelds wäre ein fataler Fehler. Sie würde uns der ökonomischen Macht vollkommen ausliefern und uns zu gläsernen Bürgern machen. Jeder Einkauf, jede finanzielle Entscheidung würde erfasst und könnte gegen uns verwendet werden. Selbst wenn die Intentionen zunächst gut gemeint sein mögen, schafft eine bargeldlose Gesellschaft die Infrastruktur für potenzielle Unterdrückung und Kontrolle.
Wir müssen uns bewusst sein: Einmal abgeschafft, wird es nahezu unmöglich sein, Bargeld wieder einzuführen. Die Verteidigung des Bargelds ist daher nicht nur ein Kampf um Bequemlichkeit oder Tradition - es ist ein Kampf um unsere Freiheit, unsere Privatsphäre und letztlich um die Grundlagen unserer demokratischen Gesellschaft.
Lasst uns wachsam bleiben und uns gegen jede Form der Bargeldabschaffung wehren. Denn Bargeld ist mehr als nur ein Zahlungsmittel - es ist ein unverzichtbares Instrument unserer persönlichen und wirtschaftlichen Freiheit.
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