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Samstag, 5. April 2025

Die systematische Entmenschlichung: Wie in Deutschland gegen Arbeitslose gehetzt wird

Die organisierte Menschenverachtung: Wie Deutschland seine Ärmsten systematisch entrechtet

In Deutschland 2025 wird Arbeitslosigkeit nicht als strukturelles Problem behandelt, sondern als persönliches Versagen bestraft. Die staatlich geduldete Entmenschlichung von Millionen Bürgergeld-Empfängern ist kein Zufall – sie ist Programm. Von der Nazi-Bezeichnung "arbeitsscheu" zum modernen "Hartzer", von Zwangsarbeit zur Leiharbeit, von der "Volksgemeinschaft" zur "Leistungsgesellschaft": Die Methoden haben sich verfeinert, die Verachtung ist geblieben. Dieser Beitrag entlarvt die systematische Hetze, die historischen Kontinuitäten und die ökonomischen Interessen, die hinter der größten sozialen Apartheid seit Jahrzehnten stehen.

Ein kritischer Blick auf die gesellschaftlich akzeptierte Diskriminierung von Erwerbslosen

Die Sprache der Verachtung

Es ist erschreckend zu sehen, wie in sozialen Medien und der öffentlichen Debatte über Menschen gesprochen wird, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. Ein einfacher Blick auf die Kommentare unter dem Tweet von Thomas Wasilewski (@ThomasWasilewMG), der lediglich forderte, dass "Die Neue Grundsicherung Wohn-, Strom- und Heizkosten schnell und unbürokratisch übernehmen" müsse, zeigt das ganze Ausmaß der Verachtung:

  • "Geh arbeiten oder such dir eine Bleibe unter der Brücke."
  • "Einfach nur unsozial & asozial."
  • "Arbeiten gehen!"
  • "Schmarotzer"
  • "Das Geld kommt von der Bank. Ihr Nichtsnutze"

Die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Bemerkenswert ist, dass solche Äußerungen nicht etwa versteckt in dunklen Ecken des Internets stattfinden, sondern offen, unter Klarnamen, ohne jede Scham oder Furcht vor sozialen oder rechtlichen Konsequenzen.

Mit zweierlei Maß gemessen

Würde man dieselben Worte gegen andere soziale Gruppen richten, wäre die Reaktion eine völlig andere:

  • Sofortige Account-Sperren
  • Staatsanwaltschaftliche Ermittlungen
  • Vorwürfe der Volksverhetzung
  • Empfindliche Strafen

Es ist die gleiche Sprache, der gleiche Hass, die gleiche Menschenverachtung - nur die Zielgruppe ist eine andere. Hier zeigt sich eine erschreckende Doppelmoral unserer Gesellschaft und unseres Rechtssystems.

Sprache als Waffe

Die Entmenschlichung hat System und kommt in sorgfältig gewählten Worten daher:

  • "Minderleisterer"
  • "Sozialschmarotzer"
  • "Bildungsferne"
  • "Unterbeschäftigte"

Diese Begriffe dienen dazu, Menschen zu kategorisieren, zu stigmatisieren und letztendlich ihrer Würde zu berauben. Es ist eine bewusste sprachliche Strategie, die den Boden für härtere Maßnahmen bereitet. Denn wer erst einmal als "Parasit" gilt, gegen den ist fast jede Maßnahme gerechtfertigt.

Von den höchsten Ebenen legitimiert

Besonders problematisch: Diese Rhetorik kommt nicht nur aus anonymen Internet-Trollen, sondern wurde und wird von führenden Politikern und Intellektuellen befeuert:

  • "Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen." (SPD-Arbeitsminister)
  • "Für Hartz-IV-Empfänger gibt es kein Recht auf staatlich bezahlte Faulheit." (FDP-Chef)
  • "Hartz-IV-Empfänger sollen Ratten jagen." (FDP-Fraktionsvize)
  • "Hartz-IV-Empfänger leben in spätrömischer Dekadenz." (FDP-Chef)

Wenn solche Äußerungen aus den höchsten Ebenen der Gesellschaft kommen, ist es kein Wunder, dass sie in der Bevölkerung als legitim angesehen werden.

Die Folgen der systematischen Hetze

Die permanente Stigmatisierung bleibt nicht ohne Folgen für die Betroffenen:

  • Massive Depressionen
  • Chronische Schlafstörungen
  • Schwere psychosomatische Erkrankungen
  • Suizidversuche

Während unser Grundgesetz in Artikel 1 klar festlegt: "Die Würde des Menschen ist unantastbar", wird die Würde von Millionen Menschen in Deutschland täglich mit Füßen getreten.

Die strukturellen Ursachen werden verschwiegen

In der Debatte wird fast vollständig ausgeblendet, dass Arbeitslosigkeit systematisch erzeugt wird, um Löhne zu drücken. Während Millionen Osteuropäer auf Baustellen, in der Industrie, im Hotelgewerbe oder in der Pflege zu Niedriglöhnen arbeiten, leisten wir uns gleichzeitig 5 Millionen Arbeitslose. Es ist ein System, das Arbeitslosigkeit braucht, um zu funktionieren - und dann die Opfer dieses Systems verhöhnt.

Die dunklen Wurzeln der deutschen Sozialfürsorge

Besonders beunruhigend ist, dass viele der heutigen Praktiken im Sozialwesen historische Wurzeln haben, die bis in die dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte zurückreichen. Der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge, der sich heute als Stimme der Vernunft in sozialpolitischen Debatten präsentiert, war aktiv an der menschenverachtenden NS-Rassenpolitik beteiligt. Nach 1945 gab es jedoch keinen wirklichen Bruch - die Täter von gestern wurden zu den "Experten" von heute.

Diese ungebrochene Kontinuität wirkt bis heute nach: Die Denkweisen, die Menschen in "würdig" und "unwürdig" einteilen, die Arme für ihr Schicksal selbst verantwortlich machen und Hilfe an Bedingungen knüpfen - all das sind Echos jener dunklen Zeit. Unser heutiges Hartz-IV-System mit seinen Sanktionen ist ein direkter Nachfahre dieser Ideologie.

Die systematische Unterversorgung und ihre Folgen

Die Regelsätze wurden durch statistische Tricks und gezielte Manipulationen systematisch zu niedrig angesetzt. Für chronisch Kranke ist die Situation besonders prekär, da in den letzten Jahren zahlreiche Krankheiten von der Liste der mehrbedarf-berechtigten Erkrankungen gestrichen wurden. Beispiele umfassen Zöliakie, Mukoviszidose, chronische Niereninsuffizienz und viele weitere ernsthafte Erkrankungen.

Die gesundheitlichen Folgen dieser Ernährungsarmut, besonders bei Kindern, sind alarmierend:

  • 20,4% der Kinder leben in relativer Armut, 23% sind auf die Tafel angewiesen
  • Übergewicht bei gleichzeitiger Mangelernährung ist bei armen Kindern drei- bis fünfmal häufiger
  • Das Stunting-Syndrom, eine chronische Unterernährung mit Entwicklungsverzögerungen, betrifft Hunderttausende Kinder
  • Kognitive und Sprachentwicklungsstörungen sind bei Kindern aus armen Verhältnissen bis zu 15-mal häufiger

Die Agenda 2010 als System der Kontrolle

Das Hartz-IV-System, Kernstück der Agenda 2010, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als ein perfides System der totalen Kontrolle und Unterwerfung. Es bedient sich zahlreicher Instrumente, um Menschen zu disziplinieren und ihren Willen zu brechen:

  • Bürokratische Überwachung: Betroffene müssen ihr gesamtes Leben offenlegen - von Kontoauszügen bis hin zu intimen Beziehungen
  • Sanktionssystem: Das Damoklesschwert der Leistungskürzungen schwebt ständig über den Betroffenen
  • Sinnlose "Fördermaßnahmen": Unter dem Deckmantel der "Förderung" werden Menschen in Maßnahmen gezwungen, die der Disziplinierung dienen
  • Psychologische Kontrolle: Das System der permanenten Bedrohung zielt darauf ab, den Willen zu brechen und bedingungslosen Gehorsam zu erzwingen

Dieses System dient nicht nur der Kontrolle der Arbeitslosen, sondern auch der Disziplinierung der noch Beschäftigten. Die ständige Drohung des sozialen Abstiegs macht Arbeitnehmer gefügig gegenüber Lohnkürzungen und Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen.

Die ökonomischen Hintergründe der Agenda 2010

Die wahren Nutznießer der Agenda 2010 sind nicht etwa die Arbeitslosen oder die Gesellschaft als Ganzes, sondern vor allem die Unternehmen:

  • Untergrabung der Tariflöhne: Die massive Ausweitung von Leiharbeit und Zeitarbeit hat zu einem systematischen Lohndumping geführt
  • Statistiktricks und manipulative Darstellungen: Die offizielle Arbeitslosenstatistik wird durch verschiedene Maßnahmen verzerrt, um Erfolge vorzutäuschen
  • Subventionen für Unternehmen: Dreistellige Milliardenbeträge wurden in den letzten zehn Jahren in Form von Subventionen an Unternehmen gezahlt
  • Schwächung der Arbeitnehmerrechte: Die Reformen haben die Verhandlungsposition der Gewerkschaften geschwächt und zu einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen geführt

Besonders problematisch: Während Leistungsempfänger bis in die privatesten Bereiche ihres Lebens überwacht und sanktioniert werden, gibt es für Unternehmen, die staatliche Förderungen erhalten, kaum Kontrollmechanismen oder Transparenzpflichten.

Der Ausblick

Eine Gesellschaft, die systematische Entmenschlichung toleriert - solange sie nur die "richtigen" Gruppen trifft - hat ihren moralischen Kompass verloren. Eine Justiz, die identische Worte einmal als Volksverhetzung verurteilt und einmal als politische Debatte akzeptiert, hat ihre Legitimität verspielt.

Die große Täuschung hinter dem Arbeitsbegriff

Die Ideologie der "Arbeit um jeden Preis" ist zu einem zentralen Instrument der Kontrolle geworden. Der Slogan "Sozial ist, was Arbeit schafft" - der seine Wurzeln in der Nazi-Zeit hat - ist heute aktueller denn je. Doch während Aristoteles noch wusste, dass der Zweck der Arbeit die Nicht-Arbeit ist (wir erfinden Werkzeuge, um weniger arbeiten zu müssen), erfinden wir heute Arbeit, damit gearbeitet wird - ein Irrsinn sondergleichen.

Die bittere Wahrheit ist: Arbeit in ihrer heutigen Form ist ein Herrschaftsinstrument. Je mehr das Volk arbeitet, desto weniger Zeit hat es, sich gegen seine Unterdrückung aufzulehnen. Die vielgepriesene "Vollbeschäftigung" ist nichts anderes als die Vollendung dieses Systems der Knechtschaft.

Die wahren Strippenzieher

Wer glaubt, demokratisch gewählte Politiker träfen diese Entscheidungen, ist naiv. Die wahren Machthaber sind supranationale Konzerne, das Bankkartell mit seinen Schattenbanken und Giganten wie BlackRock. Sie diktieren, wie unser gesellschaftliches Leben auszusehen hat.

Unsere vermeintliche Demokratie ist längst von ökonomischen Mächten gekapert. Die Politiker sind in Wahrheit nur Marionetten dieser Kräfte. Sie setzen eine menschenverachtende Ideologie um, die den Profit über alles stellt.

Die amerikanische Dystopie als Warnung

Ein Blick in die USA zeigt, wohin der Abbau sozialer Sicherungssysteme führt:

  • Gigantische Zeltstädte entstehen, weil Menschen kein Dach mehr über dem Kopf haben
  • Die Gefängnisindustrie ist zum größten Wirtschaftsfaktor geworden, mit 600.000 Beschäftigten
  • Gefangene werden zu 0,80 $ die Stunde ausgebeutet - moderne Sklaverei in Reinform
  • 80 Millionen Menschen sind nicht krankenversichert

Ist das die Zukunft, die wir für Deutschland wollen?

Historische Kontinuitäten in der Sozialpolitik

Die erschreckenden Ähnlichkeiten zwischen vergangenen und gegenwärtigen Praktiken können nicht ignoriert werden:

  • Von der Zwangsarbeit zur Leiharbeit: Während im Nationalsozialismus Betriebe sich beim Reichswirtschaftsverwaltungshauptamt "günstige" Zwangsarbeiter ausleihen konnten, hat sich heute eine staatlich geförderte Leiharbeitsbranche etabliert, in der Menschen unter dem Druck der Verhältnisse zu Niedriglöhnen arbeiten müssen
  • Die Sprache der Ausgrenzung: Die NS-Propaganda hämmerte das Bild vom "Schmarotzer" und "Parasiten" in die Köpfe - heute sprechen Jugendliche von "hartzen" und meinen: faulenzen, schmarotzen
  • Die Bürokratie der Überwachung: So wie einst die NS-Bürokratie bestimmte, wer als "asozial" oder "arbeitsscheu" galt, entscheiden heute Sachbearbeiter, wer "faul" oder "arbeitsunwillig" ist - mit ähnlich existenziellen Folgen
  • Von der "Volksgemeinschaft" zur "Leistungsgesellschaft": Die Begriffe haben sich geändert, die Mechanismen der Ausgrenzung und Existenzvernichtung sind geblieben

Die Bundesagentur für Arbeit als Instrument der Kontrolle

Die Bundesagentur für Arbeit, mit über 110.000 Mitarbeitern die größte Arbeitsagentur Europas, dient nicht primär der Vermittlung in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, sondern der systematischen Kontrolle und Disziplinierung der Arbeitslosen:

  • Entrechtung durch Sozialparagrafen: Durch die Einführung neuer Gesetze wie die Ortsanwesenheitspflicht und den Sanktionsparagrafen 32 SGB II können den Betroffenen elementare Grundrechte entzogen werden
  • Die "Betreuungsindustrie": Aus der Not der Menschen ist ein lukratives Geschäftsmodell entstanden, das jährlich etwa 9 Milliarden Euro umsetzt
  • Effekt auf den gesamten Arbeitsmarkt: Die systematische Entrechtung der Arbeitslosen wirkt sich auch auf die Lohnentwicklung der Beschäftigten aus, mit dem Ergebnis, dass die Reallöhne auf den Stand von 1990 zurückgefallen sind

Die historischen Ursprünge sind nicht zu übersehen: Die Bundesagentur für Arbeit wurde ursprünglich von den Nationalsozialisten konzipiert, um Arbeitspotenzial zu zentralisieren und der Industrie verfügbar zu machen - unter Androhung von Hunger, Kälte und Obdachlosigkeit.

Die Realität des Bürgergelds: Ein Leben am Existenzminimum

Die öffentliche Debatte über das Bürgergeld ist geprägt von Vorurteilen und falschen Vorstellungen. Die Realität für die Betroffenen sieht völlig anders aus:

  • Der Regelsatz von 563€ muss für alles reichen, was nicht direkt als Unterkunftskosten übernommen wird:
    • Lebensmittel (bei explodierenden Preisen)
    • Strom (wird NICHT übernommen)
    • Internet/Telefon (ohne das man heute nicht einmal einen Job finden kann)
    • Kleidung, Hygieneartikel, Haushaltsgeräte
    • Mobilität, Gesundheitskosten, unvorhergesehene Ausgaben
  • Gesellschaftliche Teilhabe ist faktisch unmöglich: Ein einziger Restaurantbesuch kann über 6% des gesamten Monatsbudgets verschlingen, ein Kinobesuch etwa 4%
  • Die Unterkunftskosten werden nur bis zu einem strengen Limit übernommen:
    • Nur der unterste Mietsektor wird akzeptiert
    • Heiz- und Wasserkosten sind streng limitiert

Während die Öffentlichkeit über die 38 Milliarden Euro für das Bürgergeld diskutiert, werden weitaus größere Summen ohne Widerspruch akzeptiert:

  • 700 Milliarden Euro jährliche Zinszahlungen an Banken
  • 500 Milliarden Euro für die Bankenrettung
  • 35% versteckte Zinskosten in praktisch jedem Produkt

In den kommenden Beiträgen werde ich dieses Thema vertiefen und dabei insbesondere auf folgende Aspekte eingehen:

  1. Die Rolle der Finanzeliten und deren Machenschaften
  2. Die organisierte Enteignung: Wie Steuer- und Geldsystem die Vermögensübertragung perfektionieren
  3. Pharma, Privatisierung & Co: 121 Milliarden Euro Verschwendung jährlich
  4. Die dunkle Seite der deutschen Wohlfahrt
  5. Die Agenda 2010 und Hartz IV: Priesterherrschaft in Perfektion
  6. Die Agenda 2010: Ein Werkzeug der ökonomischen Macht
  7. Die große Täuschung: Arbeit, Sozialsystem und die Machtstrukturen unserer Zeit
  8. Die Geschichte wiederholt sich - nur diesmal im Gewand der "sozialen Marktwirtschaft"
  9. Der Sozialstaat als Befriedungsverbrecher
  10. Offener Brief an die "Generation Doof": Euer Hass auf Bürgergeld-Empfänger ist nicht nur dumm, sondern entlarvend!

Dieser Beitrag basiert auf realen Aussagen deutscher Politiker, wissenschaftlichen Studien zu den Folgen systematischer Ausgrenzung und dokumentierten Beispielen aus sozialen Medien.

3 Kommentare:

  1. Die Erkrankung Zöliakie gilt weiterhin als Basis für einem Mehrbedarf und muss mittlerweile auch nicht mehr jährlich überprüft werden. Die Autoimmunerkrankung bleibt ein Leben lang und erfordert eine glutenfreie Ernährung. Somit wird gilt Sie im Rahmen des SGB als mehrbedarf-berechtigten Erkrankung. Siehe: https://www.arbeitsagentur.de/datei/dok_ba015861.pdf

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    1. Vielen Dank für den Hinweis – ja, Zöliakie ist nach wie vor als lebenslange Autoimmunerkrankung anerkannt, die einen Mehrbedarf nach § 21 Abs. 5 SGB II rechtfertigen kann. Allerdings muss betont werden, dass der Mehrbedarf nicht automatisch, sondern nur bei Nachweis eines krankheitsbedingt erhöhten Ernährungsbedarfs bewilligt wird. Die Entscheidung liegt im Ermessen des Jobcenters – und genau hier beginnen in der Praxis die Probleme.

      Zwar erkennt die interne Weisung der Bundesagentur für Arbeit (HEGA 03/2019) Zöliakie als mehrbedarfsauslösend an, verweist aber gleichzeitig darauf, dass eine ärztliche Bescheinigung notwendig ist, die die besondere kostenaufwändige Ernährung konkret belegt. Viele Jobcenter lehnen Anträge mit der Begründung ab, eine glutenfreie Ernährung sei mittlerweile auch mit Basisprodukten möglich, oder verlangen absurde Nachweise. Auch die angeblich entfallende jährliche Überprüfung wird nicht einheitlich umgesetzt – in der Praxis verlangen viele Behörden weiterhin regelmäßige Folgeatteste.

      Zudem wurde Zöliakie in mehreren Kommunen bereits aus den sogenannten "Referenzlisten" gestrichen, die ursprünglich eine Orientierungshilfe für Krankheitsbilder mit Mehrbedarfsanspruch darstellten (vgl. Empfehlungen des Deutschen Vereins 2008, heute veraltet). Die tatsächliche Gewährung erfolgt zunehmend restriktiv und willkürlich – teils sogar in direktem Widerspruch zur geltenden Rechtsprechung (vgl. LSG Hessen, Beschluss vom 26.11.2015 – L 6 AS 520/14 B ER).

      Es ist also irreführend, Zöliakie pauschal als mehrbedarfssicher darzustellen. In der Realität kämpfen viele Betroffene – trotz chronischer Erkrankung – mit Ablehnungen, Gutachtenforderungen und der kompletten Ignoranz medizinischer Notwendigkeiten. Die Kostenbelastung durch glutenfreie Ernährung liegt nach wie vor deutlich über dem Regelbedarf, was auch der DGE-Bericht 2013 klar dokumentierte.

      Fazit: Die Anerkennung von Zöliakie als Mehrbedarf ist zwar theoretisch möglich, in der Praxis jedoch oft mit unzumutbaren Hürden verbunden. Eine strukturell gerechte, bundesweit einheitliche Umsetzung fehlt bis heute – genau das ist Ausdruck des systemischen Versagens, das der Ursprungsbeitrag zu Recht kritisiert.

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    2. Nachtrag: Ich möchte gerne nachfragen, warum Sie gerade diesen einen Punkt zur Zöliakie aus meinem gesamten Beitrag herausgegriffen haben? Mein Text behandelt die systematische Entmenschlichung und strukturelle Benachteiligung von Arbeitslosen und Bürgergeld-Empfängern als Ganzes.
      Das Beispiel Zöliakie war nur eines von vielen, um die problematische Umsetzung zu illustrieren. Haben Sie auch Gedanken zu den übergreifenden systemischen Problemen, die der Beitrag anspricht? Ein inhaltlicher Austausch über die Hauptthesen würde mich mehr interessieren als eine Diskussion über einzelne Details.

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